5. Ländliches Glück 1785. Wer aus schöner Natur weihendem Brunnquell schöpft, Misset gerne den niedern Prunk. Froh durchirrt er die Flur; froh, wenn auch seinen Fuß Keine blitzende Schnall' umwölbt. Perlen achtet er Spreu; Spinnengewebe nur Brabants Spitzen; er lächelt kalt Auf den funklenden Ring oder der Dose Schmelz In des prunkenden Thoren Hand. Gerne mißt er die Stadt, blickt auf vermummten Tanz, Auf belastete Tafeln Hohn. Nimmer reizt ihn der Hof, nimmer der Goldpalast, Noch der marmorne Fürstensaal. Aber Seelengefühl trinkt sein geweihter Blick; Ihn entzücken des Buchenwalds Säulenhallen, der Luft sternenbesäeter Dom, Und der Spiegel des klaren Sees. Silber gießt ihm des Monds ruhiges Flimmerlicht, Gold der scheidende Sonnenstrahl; Perlen streut ihm der Tau, färbt sich zum Edelstein Auf dem wankenden Tulpenkelch. Kräuselnd bläht sich das Moos, polstert den Felsensitz, Schwellt zum Sopha den Rasenbank; Der gefällige Lenz sticket ihm Teppiche Mit Violen und Güldenklee. Frische haucht ihm die Kluft, atmet das Birkenlaub, Das vom duftigen Frühtau träuft; Schatten bräunen sich ihm, und der ummooste Bach Rauscht ihm Kühlung und Schlummerton. Baldachine von Laub wölbt ihm der Eiche Schirm Um den ländlichen Traualtar; Und der Nachtigall Lied tönt um sein Brautgemach, Statt des feiernden Abendchors.