29. Das Mitleid Pity dropping soft the sadly-pleasing tear. Gray. Mitleid! Heil dir, du Geweihte! Weiches Herzens, milder Hand, Wallst du an des Dulders Seite Durch der Prüfung rauhes Land; Taust wie Balsam, milde Zähren, Hebest das zerknickte Rohr. Wie zu Hyllius Altären Blickt die Not zu dir empor. Deine Hilfe stillt ihr Flehen; Dein Erbarmen eilt zur That. Wünsche brennst du auszuspähen, Spendest, wenn der Mangel bat: Spendest Brüdern, welche darben, Deines Tagewerks Gewinn; Bindest loser deine Garben Vor der Ährenleserin. In verarmter Witwen Krüge Schüttest du der Stärkung Wein, Prägst des Lächelns heitre Züge Abgehärmten Wangen ein; Hebst erlegner Wandrer Bürde Auf dem tiefbeschneiten Damm, Und verpflegst in sichrer Hürde Deines Nachbars irres Lamm. Sorglich streust du vor die Scheuer Vögeln Korn im Winter aus; Nötigst zu des Herdes Feuer Pilger in dein wirtlich Haus; Herbergst an des Strohdachs Balken Prognens federlose Brut; Schirmest Täubchen vor des Falken, Küchlein vor des Geiers Wut. Du entführst die junge Waise Ihrer Mutter Rasengruft; Jeden Seufzer, noch so leise, Raubt dein Ohr der Abendluft; Sanft, wie tauige Hyaden, Blickst du auf das Findelkind, Reichst ihm Ariadnens Faden Durch des Lebens Labyrinth. Du erwärmst in sanfter Rührung Auch der Selbstsucht starres Eis, Warnst vor lockender Verführung Blütenüberstreutem Gleis'; Neigest dich mit leisem Trösten An der Schwermut dumpfes Ohr; Hebst entfesselt den Erlösten Von des Kerkers Stroh empor. Herzen, die der Harm zerrissen, Hegst du mit besorgter Treu'; Rückest der Geduld das Kissen Auf des Schmerzenlagers Streu; Schonst des Schlummers, nahst auf Socken; Kühlst mit deinem Palmenreis; Trocknest mit ergoßnen Locken Banger Todeskämpfe Schweiß. Bleib bei uns, bis einst die Hefe In dem Thränenkelch versiegt; Kränze bleicher Trübsal Schläfe, Die an deinen Schoß sich schmiegt; Herze sie mit Ammenarmen, Sei umstürmter Pflänzchen Stab, Die das ewige Erbarmen Dir zur Pflege übergab.