12. Abendbilder 1786. Wenn der Abend Kühl und labend Sich auf Thal und Waldung senkt; Wenn die Wolken röter werden Und der Hirt des Dorfes Herden Am beschilften Teiche tränkt; Wenn der Hase Leis' im Grase Nascht und im betauten Kraut; Wenn der Hirsch aus dem Gehege Wandelt, und das Reh am Wege Steht und traulich um sich schaut; Wenn mit Blüten Auf den Hüten, Sens' und Rechen auf dem Arm, Unter spätem Festgeleier, Heimwärts kehrt der Zug der Heuer Und der Schnitterinnen Schwarm: Wonneträumend Staun' ich, säumend, Dann vom Damm die Gegend an; Freu' so herrlich mich der hehren Schönen Erd', und süße Zähren Sagen, was kein Ausdruck kann. Froh und bange Lausch' ich lange Auf der Amsel Abendlied: Wie, umhüllt von Erlenblättern, Nachtigallen ziehend schmettern, Und der Kibiz lockt im Ried; Bis nur Grillen Noch im Stillen Zirpen, und der Käfer streift, Und der Landmann, wenn's noch dämmert, Seine Sens' im Hofe hämmert Und ein Mäherliedchen pfeift; Bis der Liebe Stern so trübe In der Abendröte schwimmt; Dann der perlenfarbne Himmel Dunkelt, und das Glanzgewimmel Der Gestirne sacht entglimmt.