23. Fischerlied Das Fischergewerbe Giebt rüstigen Mut! Wir haben zum Erbe Die Güter der Flut. Wir graben nicht Schätze, Wir pflügen kein Feld; Wir ernten im Netze, Wir angeln uns Geld. Wir heben die Reusen Den Schilfbach entlang, Und ruhn bei den Schleusen, Zu sondern den Fang. Goldweiden beschatten Das moosige Dach; Wir schlummern auf Matten Im kühlen Gemach. Mit roten Korallen Prangt Spiegel und Wand, Den Estrich der Hallen Deckt silberner Sand. Das Gärtchen daneben Grünt ländlich umzäunt Von kreuzenden Stäben Mit Baste vereint. Im Antlitz der Buben Lacht mutiger Sinn, Sie meiden die Stuben Bei Tagesbeginn; Sie tauchen und schwimmen Im eisigen See, Und barfuß erklimmen Sie Klippen voll Schnee. Die Töchter ergötzen Sich Abends bei Licht, Wenn alles an Netzen Und Maschenwerk flicht. Oft wird mit Gelächter Durchmustert das Dorf; Die Mutter, als Wächter, Schürt nickend den Torf. Oft rudern wir ferne Im wiegenden Kahn, Dann blinken die Sterne So freundlich uns an; Der Mond aus den Höhen, Der Mond aus dem Bach, So schnell wir entflöhen, Sie gleiten uns nach. Wir trotzen dem Wetter, Das finster uns droht, Wenn schöpfende Bretter Kaum hemmen den Tod. Wir trotzen auch Wogen Auf krachendem Schiff, In Tiefen gezogen, Geschleudert ans Riff! Der Herr, der in Stürmen Der Mitternacht blitzt, Vermag uns zu schirmen Und kennt, was uns nützt. Gleich unter dem Flügel Des Ewigen ruht Der Rasengruft Hügel, Das Grab in der Flut.