Neujahrsnacht Schnee, weithin Schnee! Und immer noch streut Der Winter stäubende Flocken; Vom Turme tönt es wie Sterbegeläut, Und mir bebt das Herz mit den Glocken. Todblasse Gestalten durchschweben die Luft, Die jammernd die Hände ringen, Fernher dazwischen in Nebelduft Der Mitternachtmette Singen. Klagt, Glocken, klagt, daß mit jedem Jahr Wir ärmer an Glauben und Lieben! Klagt um das Viele, das unser war, Und das Wenige, das uns geblieben. Dahin, was nimmer, o nimmer kehrt, Der Tau auf des Lebens Blüte; Erloschen der heilige Flammenherd, Der Glut in die Seele sprühte! Klagt, Glocken, klagt um des Menschen Geschick, Der ewig Verlornes bejammert Und umsonst den schwindenden Augenblick Im Schiffbruch des Lebens umklammert. Er späht und späht nach dem rettenden Port Im Meere, dem uferlosen, Doch fort, von Klippe zu Klippe fort, Reißt ihn der Wellen Tosen. Zwölf Schläge vom Turm! Gestorben das Jahr; Bleich dämmert durch Nebel und Flocken Das neue herauf mit dem kalten Januar; Im Winde verhallen die Glocken.