10. Abendliche Geister wandeln Durch das Laubwerk hin und wieder, Doch, berauscht vom Duft der Mandeln, Sinken sie in Schlummer nieder. Funkelnd, groß wie eine Sonne, Gießt der Wunderstern vom Süden, Gießt Canopus süßre Wonne, Heißern Traumglanz auf die Müden. Nun noch einmal, Nacht der Nächte, Zauberweib vom Morgenlande, Zeig noch einmal dich als echte Sultanin im Prachtgewande! Einmal noch im Purpurflore, Der um Thal und Hügel walle, Zieh herein durch diese Thore Zu der alten Königshalle! Feur'ge Meteore lasse Durch die Himmelswölbung schießen Und auf Gärten und Terrasse Rote Flammen niedergießen! Bunte Wunderlampen hänge, Wie sie Aladdin besessen, In die Lauben, in die Gänge, An die Zweige der Cypressen! Wirf empor die Silberwellen Aus den Alabasterschalen, Daß sie hell wie Naphthaquellen Durch der Gärten Dämmrung strahlen! Auf den flüssigen Krystallen, Wie sie kreisend sich verschlingen, Wie sie steigen, wie sie fallen, Mag ein Lied des Ostens klingen! Ja, du nahst dich! Durch die Cedern Säuselt wollustvolles Flüstern, Plätschernd in den Marmorbädern Regen sich die Wellen lüstern. Heißer atmet's in den Rosen, Heller leuchtet die Limone, Wie ein Mond, im regungslosen Himmel ihrer Blätterkrone, Und in allen Korridoren Mit der Köschke goldnen Gittern Scheint das Zauberschloß der Mohren Von geheimer Lust zu zittern. Ich indes auf goldnem Polster, Frei von Wünschen und Bedürfen, Einmal will ich noch in vollster Seligkeit das Dasein schlürfen. Laß die duft'gen Flocken stieben, Die den Schlaf herniedertauen, Und im Traume mich die sieben Himmel des Propheten schauen!