Der erratische Block Einst ziert' ich, den Äther durchspähend, Als Spitze des Urgebirgs Stock, Ruhm, Hoheit und Stellung verschmähend, Ward ich zum erratischen Block. Man sagt, wenn's dem Denker zu wohl ist, So wagt er sich kecklich aufs Eis: Mir winkten, wo's klüftig und hohl ist, Schneejungfraun, verführend und weiß. Doch als ich mit Poltern und Lärmen Abstürzend aufs Firnfeld mich hub, Verbüßt' ich mein jugendlich Schwärmen Mit tausendjährigem Schub. Scharf wies mir der Gletscher die Zähne: »Hier, Springinsland, wirst du poliert, Und im Schutt meiner großen Moräne Als Fremder talab transportiert.« Geritzt und gekritzt und geschoben Entrollt' ich in spaltige Schluft, Ward stoßweis nach oben gehoben, Gewälzt und gepufft und geknufft. Da bleib' einer sauber und munter In solchem Gerutsch und Geschlamm; ... Ich kam immer tiefer herunter, Bis der Eiswall ins Urmeer zerschwamm. Und der spielt die traurigste Rolle, Dem die Basis mit Grundeis ergeht ... Ich wurde auf treibender Scholle In des Ozeans Brandung verweht. Plimp, plump! Da ging ich zugrunde, Lag elend versunken und schlief, Bis in spät erst erlösender Stunde Sich Gletscher und Sündflut verlief. Den entwässerten Seegrund verklärte Die Sonne mit wärmerem Strahl, Und mit der Rhinozerosherde Spazierte der Mammut durchs Tal. Nun lagern wir Eiszeitschubisten Nutzbringend als steinerne Saat Und dienen dem Heiden wie Christen Als Baustoff für Kirche und Staat. Dies Lied ist zwei Forschern gelungen Im Gau zwischen Aare und Reuß; Das Wirtshaus, in dem sie es sungen, War ganz von erratischem Gneus. Sie sungen es ernst und dramatisch In die Findlinglandschaft hinein Und schoben sich selbst dann erratisch Mit Holpern und Stolpern vom Wein.