Der Enderle von Ketsch »Jetzt weicht, jetzt flieht! Jetzt weicht, jetzt flieht Mit Zittern und Zähnegefletsch: Jetzt weicht, jetzt flieht! Wir singen das Lied Vom Enderle von Ketsch!« Ott' Heinrich, der Pfalzgraf bei Rheine, Der sprach eines Morgens: »Rem blemm! Ich pfeif' auf die saueren Weine, Ich geh' nach Jerusalem! Viel schöner und lilienweißer Schaun dort die Jungfrauen drein: O Kanzler, o Mückenhäuser, Fünftausend Dukaten pack' ein!« Und als sie lagen vor Joppen, Da faltet der Kanzler die Händ': »Jetzt langt's noch zu einem Schoppen, Dann sind die Dukaten zu End'!« Ott' Heinrich, der Pfalzgraf, sprach munter: »Rem blemm! Was ficht uns das an? Wir fahren nach Cyprus hinunter Und pumpen die Königin an.« ... Schon tanzte die alte Galeere Vor Cyprus in funkelnder Nacht, Da hub sich ein Sturm auf dem Meere Und rollender Donner erkracht. Umzuckt von gespenstigem Glaste Ein schwarzes Schiff braust vorbei, Hemdärmlich ein Geist steht am Maste Und furchtbar gellet sein Schrei: »Jetzt weicht, jetzt flieht! Jetzt weicht, jetzt flieht Mit Zittern und Zähnegefletsch: Jetzt weicht, jetzt flieht! Im Sturm herzieht Der Enderle von Ketsch!« Der Donner klang leise und leiser Und glatt wie Öl lag die See, Dem tapferen Mückenhäuser, Dem Kanzler, war's wind und weh. Der Pfalzgraf stund an dem Steuer Und schaut' in die Wogen hinaus: »Rem blemm! 's ist nimmer geheuer, O Cyprus, wir müssen nach Haus! Gott sei meiner Seele gnädig, Ich bin ein gewitzigter Mann: Zurück, zurück nach Venedig! Wir pumpen niemand mehr an. Und wer bei den Türken und Heiden Sein Geld wie ich verschlampampt, Der verzieh' sich geräuschlos beizeiten, Es klingt doch höllenverdammt: Jetzt weicht, jetzt flieht! Jetzt weicht, jetzt flieht Mit Zittern und Zähnegefletsch: Jetzt weicht, jetzt flieht! Im Sturm herzieht Der Enderle von Ketsch!«