Das wilde Heer Das war der Herr von Rodenstein, Der sprach: »Daß Gott mir helf', Gibt's nirgend mehr 'nen Tropfen Wein Des Nachts um halber zwölf?« 'raus da! 'raus aus dem Haus da! Herr Wirt, »daß Gott mir helf', Gibt's nirgend mehr 'nen Tropfen Wein Des Nachts um halber zwölf?« Er ritt landauf, landab im Trab, Kein Wirt ließ ihn ins Haus; Todkrank noch seufzt vom Gaul herab Er in die Nacht hinaus: »'raus da! 'raus aus dem Haus da! Herr Wirt, daß Gott mir helf', Gibt's nirgend mehr 'nen Tropfen Wein Des Nachts um halber zwölf?« Und als mit Spieß und Jägersrock Sie ihn zu Grab getan, Hub selbst die alte Lumpenglock' Betrübt zu läuten an: »'raus da! 'raus aus dem Haus da! Herr Wirt, daß Gott mir helf', Gibt's nirgend mehr 'nen Tropfen Wein Des Nachts um halber zwölf?« Doch wem der letzte Schoppen fehlt, Den duld't kein Erdreich nicht; Drum tobt er jetzt, vom Durst gequält, Als Geist umher und spricht: »'raus da! 'raus aus dem Haus da! Herr Wirt, daß Gott mir helf', Gibt's nirgend mehr 'nen Tropfen Wein Des Nachts um halber zwölf?« Und alles, was im Odenwald Sein' Durst noch nicht gestillt, Das folgt ihm bald, das schallt und knallt, Das klafft und stampft und brüllt: »'raus da! 'raus aus dem Haus da! Herr Wirt, daß Gott mir helf', Gibt's nirgend mehr 'nen Tropfen Wein Des Nachts um halber zwölf?« ... Dies Lied singt man, wenn's auch verdrießt, Gestrengem Wirt zur Lehr'; Wer zu genau die Herberg' schließt, Den straft das wilde Heer: »'raus da! 'raus aus dem Haus da! Rumdiridi, Freijagd! Hoidirido, Freinacht! Hausknecht hervor! Öffne das Tor! 'raus! 'raus! 'raus!«