Sehnsucht In die Ferne möcht' ich ziehen, Weit von meines Vaters Haus; Wo die Bergesspitzen glühen, Wo die fremden Blumen blühen, Ruhte meine Seele aus. Hätt' ich Flügel, hätt' ich Flügel, Flög' ich auf zu meinem Stern, Ueber Meere, Thäler, Hügel, Sonder Schranke, sonder Zügel Folgt' ich immer meinem Herrn. Still und selig mit Marien Ihm zu Füßen säß' ich da, Immer möcht' ich vor ihm knieen, In mich seine Worte ziehen, Hätt' ihn immer hold und nah. Ach! das war ein schöner Segen, Wann er mit den Jüngern ging, Auf den Feldern, auf den Wegen Jedes Herz, wie Maienregen, Seinen Trost, sein Wort empfing. Ander Loos ward uns bereitet: Wie auch blühet rings das Land, Wie sich rings die Ferne breitet – Der uns rufet, der uns leitet, Unser holder Freund verschwand. Aufgehoben, aufgenommen In den Himmel ist er nur; Herrlich will er wiederkommen, Seine Treuen, Stillen, Frommen, Folgen immer seiner Spur. Will mich denn zufrieden geben, Fassen mich im stillen Sinn; All mein Denken, Sehnen, Streben, Meine Lieb' und auch mein Leben Geb' ich meinem Freunde hin. Seinen Schwestern, seinen Brüdern Will ich mich in Treue nahn, An den Armen, Blöden, Niedern Will ich dankend ihm erwiedern, Was er liebend mir gethan. Einst erklingen andre Stunden, Und das Herz nimmt andern Lauf, Erd' und Heimat ist verschwunden, In den sel'gen Liebeswunden Löset aller Schmerz sich auf. Meine Seele, gleich der Taube, Die sich birgt im Felsenstein, Wird der Erde nicht zum Raube: In den Himmel dringt mein Glaube, Meine Lieb' und Sehnsucht ein. Dort ist Gnade, dort Erbarmen, Ew'ge Füll' und reiche Lust. All' ihr Kranken, all' ihr Armen, Zum Genesen, zum Erwarmen Kommt an eures Heilands Brust!