Der Bauerstand 1813. O Bauerstand, o Bauerstand, Du liebster mir von allen, Zum Erbtheil ist ein freies Land Dir herrlich zugefallen. Die Hoffart zehrt, ein böser Wurm, Ein Rost an Ritterschilden; Zerfallen sind im Zeitensturm Die reichen Bürgergilden. Du aber bau'st ein festes Haus, Die schöne grüne Erde, Und streuest goldnen Samen aus Ohn' Argwohn und Gefährde. Hast Gotteslust und Gottesstrahl, Um eilig zu genesen, Wenn sich in deine Hürd' einmal Geschlichen fremdes Wesen. Was unsre blöde Welt nicht kennt Mit ihrem eitlen Treiben, Wovon im alten Testament Die heil'gen Männer schreiben, Das soll noch oft wie Morgenwind Um meinen Busen wehen, Das hab' ich wol an manchem Kind Im stillen Thal gesehen. Die Demuth und die Dienstbarkeit Der Schönheit und der Stärke, Die Einfalt, die sich endlich freut An jedem Gotteswerke. Des Jünglings frühe Tüchtigkeit In würdigen Geschäften, Der alten Männer Trefflichkeit, Bescheiden in den Kräften. Wol manches Zeichen, manchen Wink Kann man da draußen sehen, Wovon wir in dem Mauerring Die Hälfte nicht verstehen. Vom Bauerstand, von unten aus Soll sich das neue Leben In Adels Schloß und Bürgers Haus Ein frischer Quell erheben. Doch eines, lieber ältster Stand, Kann größres Lob dir schaffen: Nie müßig hängen an der Wand Laß deine Bauernwaffen. Der scharfe Speer, das gute Schwert Muß öfter dich begleiten, Um fröhlich für Gesetz und Herd Und für das Heil zu streiten. Zieh' fröhlich, wenn erschallt das Horn, Ein Sturm auf allen Wegen Und wirf ein heißes blaues Korn Dem Räuber kühn entgegen. Die Siegessaat, die Freiheitssaat, Wie herrlich wird sie sprießen! Du Bauer sollst für solche That Die Ernten selbst genießen. Der Arm, der harte Erde gräbt Und Stiere weiß zu zwingen, Kann wol, vom Heldengeist belebt, Mit jedem Feinde ringen. Du frommer freier Bauerstand, Du liebster mir von allen, Dein Erbtheil ist im deutschen Land Gar lieblich dir gefallen.