Die italiänischen Dichter 1. Dante Wes ist das Lied, das mit geweihten Zungen Des Weltalls Höhn und Tiefen ernst verkündet; Erst langsam durch des Abgrunds Nacht sich windet, Der Prüfung Gipfel kühner schon errungen; Dann, neu gekräftigt, himmelan gedrungen, Daß Religion und Poesie verbündet Noch nie so Cherubinen-gleich entzündet Sich mit den Sphären schwungen und erklungen? Zugleich der Tempel und des Baues Meister, Schuf dieß lebend'ge Grabmal seiner Liebe, Die er, beseligt, Beatrice nannte, Verbannt hier, Bürger nur im Reich der Geister, Wo in der Gottheit Schaun die Kraft dem Triebe Nicht mehr erliegen muß, der große Dante. 2. Petrarca Ein wechselnd Glühn, ein unauflöslich Sehnen, In Labyrinthen ein bezaubert Irren, Wo Seligkeit und Pein sich süß verwirren, Ein waches Träumen, ein wahrhaftes Wähnen, Läßt dein Gesang, Petrarca, bald im Thränen- Bethauten Hain die zarten Wünsche girren; Aus Einsamkeit, wo Nachtgevögel schwirren, Sich bald die tiefen Klagelaute dehnen. In Frühlingslüften, die vorüber ziehen, Fühlst du, im Lorbeerbaum erblickst du Lauren; Sie nennt dein Mund, wie schüchtern er auch schweige. Und deine heil'ge Daphne liebt im Fliehen: Ach, schon verwandelt, beut mit sanftem Trauren Sie dir zum Kranz die ewig grünen Zweige. 3. Boccaccio So wie der kluge Gärtner saubre Gänge Um zierlich eingefaßte Beete ziehet, Allein nicht hemmt, nur pflegt, was drinnen blühet, Daß sich die Kraft der Pflanzen üppig dränge: So ist Boccaccio, der Geschichten Menge Als Blumenflor zu ordnen, wohl bemühet; Rings schmücken, wie ein goldner Rahmen glühet, Sie heitre Reden, Landlust, Spiel, Gesänge. Betäubt des Gartens Duft die zarte Jugend, Verdammt die Spröde, wo sie gern erröthet, Und lernen neue Tücken selbst die Schlauen: So wirft sich, glaubensvoll an ihre Tugend Und Sittsamkeit, die nicht ein Hauch ertödtet, Der Dichter in den Schutz der edlen Frauen. 4. Ariosto Mit Bradamante's Muth und Reiz und Feuer, Auf schlankem Roß, das sie behende zügelt, Vom bunten Helmbusch ihre Stirn beflügelt, Zieht Ariosto's Mus' auf Abenteuer. Sie siegt und fliegt von dannen, keinem treuer; Der ebne Grund ist ihr zu eng umhügelt, Im Luftrevier an ihrem Schild gespiegelt Erscheint die Welt ein schönes Ungeheuer. Viel Wunder zwar natürlich drin geschehen: Geschicktes Wagen gilt bei Lieb' und Waffen; Tappt Roland zu, so pflückt Medor verstohlen. Die Schalkheit ist die mächtigste der Feen, Sie läßt die Phantasie nur toll sich gaffen, Um aus dem Mond' ihr den Verstand zu holen. 5. Torquato Tasso Mit den Trompeten und des Kriegs Getösen Heißt Tasso seine keusche Stimm' erschallen, Nicht bloß am Kampf ein ritterlich Gefallen, Nein, heil'gen Muth in das Gemüth zu flößen. Jerusalem, die Gottesstadt zu lösen, Sieht man das Kreuz voran den Schaaren wallen, Clorinda's Arm, Armida's Reize fallen, Ismeno's Zauber, und die Macht des Bösen. Befreit ist nun der Andacht jene Stäte, Wo seiner Leiden Wunder Christus übte, Des Todes Leben, des Verderbens Tilger. Entwaffnet knie'n die Helden im Gebete; Glorreich vollbracht hast du dein groß Gelübde; So ruh' von deiner Fahrt nun, frommer Pilger. 6. Guarini Der Hoffnung Grün, die Blüthe süßer Stunden, Der Unschuld Lilie und der Schönheit Rose, Dann, wie Cypressen, dunkler Schickung Looße, Hast du, Guarini, zart zum Kranz gewunden. Schon sind im Tod die Liebenden verbunden, Da finden sie der Wonne sich im Schooße, Da lös't sich auf in flüsterndes Gekose Das Weh der Dornen, die ihr Herz verwunden. Treu leitet Anmuth deinen treuen Hirten; Ihm, wenn er lehrt die Wißenschaft der Küße, Glühn Wangen, zittern Lippen, wallen Busen. Ein neu Arkadien schatten frische Myrten: Der Liebe huld'gen Wald, Thal, Berge, Flüße, Und tauchend folgt Alpheus Arethusen.