Dritte Weise Wie sie auf und nieder wogen, Gold'ne Töne, daß mein Herz Bebt vor Lust und bebt im Schmerz, Von den Tönen fortgezogen! Ringend, kämpfend mit den Wogen Muß ich matt und leise stöhnen, Mich fast sterbend doch versöhnen, Wie im wunderhellen Klingen Die Gedanken zu mir dringen: Liebe denkt in süßen Tönen. Vom melod'schen Hauch umfloßen Blühet nun zum Preis und Ruhme Herrlich auf der Liebe Blume, Von der Kraft im Ton entsproßen. Thränen, süß dem Aug' entfloßen, Netzen nun die Pflanze gern, Meines Lebens lichten Stern. Kein Gedank' an ferne Trauer Fährt noch durch die Brust mit Schauer, Denn Gedanken stehn zu fern. Wie die Blum' im leisen Schwanken Zarte Liebe nun verhauchet, So mein Herz in Wonne tauchet, Daß mir alle Sinne wanken. Knieend, weinend muß ich danken; Himmelsblume, Erdenstern, Rühren an des Herzens Kern Von dem schönsten Wahnsinn trunken, Und verstreu'n der Liebe Funken Nur in Tönen mag sie gern. Wie die Töne niederfließen, Ist es bald ein goldner Schein, Worin zarte Kinderlein Spielend auf und nieder schießen, Neue Wonnen neu entsprießen, Und die Seele selig krönen, Sie der Erde zu entwöhnen: Denn solch liebliches Gewimmel Kann ihr zu der Himmel Himmel Alles, was sie will, verschönen. Zwei Weisen. Von Frau B* 1. Blumen, ihr seid stille Zeichen, Die aus grünem Boden sprießen, Düfte in die Lüfte gießen, So das Herz zur Lieb' erweichen. Dennoch mögt ihr nicht erreichen So das Herz, den Schmerz versöhnen, Enden alles Leid und Stöhnen, Daß ihr könntet als Gedanken In den grünen Blättern schwanken: Liebe denkt in süßen Tönen. Wollt' ich meine Liebe sprechen, Ach! als Botin meiner Klagen Sollte meine Hand nicht wagen Bunte Blumen abzubrechen. Still laß' ich die Dornen stechen, Wag' die süßen Schmerzen gern, Denn mir scheint kein günst'ger Stern, Drum will ich nicht Worte hauchen, Mag auch nicht Gedanken brauchen, Denn Gedanken stehn zu fern. Blumen, Worte und Gedanken, Manche Sehnsucht mögt ihr stillen, Manchen holden Wunsch erfüllen, Manches Herz mag wohl euch danken. Träume, süß, wie mich umwanken, Denen bleibt ihr ewig fern; Sie regiert ein andrer Stern. Selbst der Purpurglanz der Rosen Ist zu matt der Liebe: kosen Nur in Tönen mag sie gern. Hätt' ich zarte Melodien, Sie als Boten wegzusenden, Würde bald mein Leid sich enden, Und mir alle Freude blühn. Holde Liebe zu mir ziehn Würd' ich dann mit süßen Tönen, Meinen Bund auf ewig krönen: Denn mit himmlischen Gesängen Kann Musik in goldnen Klängen Alles, was sie will, verschönen. 4. Hör' ich durch die dunkeln Bäume Nicht, wie sie sich rauschend neigen, Wünsch' aus treuem Busen steigen, Die sich leise nah'n, wie Träume? Schwebt nicht durch die grünen Räume Was das Leben mag verschönen Und mit aller Wonne krönen? Fühl' ich nicht, wie die Gedanken Holder Liebe mich umwanken? Liebe denkt in süßen Tönen. Flieht, o Töne, flieht zurücke, Wie ihr euch in Wipfeln schaukelt, Schmeichlerisch mein Herz umgaukelt, So ertrag' ich nicht mein Glücke. Trüget ihr doch meine Blicke Wieder hin zu eurem Herrn, Brauchtet euren Zauber gern, Strömtet aus in süßen Klängen Liebender Gefühle Drängen, Denn Gedanken stehn zu fern. Wie die Tön' in Lüften schweben, Blumen zitternd, wankend Gras, Ach, sie alle fühlen das, Was mich zwingt vor Lust zu beben. Worte, euer regstes Streben Ist mir ohne Mark und Kern; Bleibt, o bleibt mir jetzo fern! Was uns kann in Wonne tauchen Weiß die Lieb', und es verhauchen Nur in Tönen mag sie gern. Rührt die Zweige dann, ihr Winde! Singet, bunte Vögelein! Rauschet, klare Bäche, drein! Daß ich also Boten finde. Denn verklungen, ach! geschwinde Sind die Lieder, von den Tönen Muß sich nun mein Ohr entwöhnen. Darum spielt mit zartem Triebe, Dient der Lieb'! es kann die Liebe Alles, was sie will, verschönen. B.