8. Erkenntnis des Schöpfers Das Meisterstück mit Sorgen Wer nur will schauen an, Ihm nimmermehr verborgen Der Meister bleiben kann. Von oben muß uns geben Das Licht und golden Schein, In stetem Lauf und Leben Sonn', Mond und Sterne sein. Des Tags bis auf den Abend Die Sonn' gar freundlich lacht, Zu Nacht der Mond erlabend Führt auf die Sternenwacht. Wer deutet ihn' die Straßen, Wer zeiget ihn' den Weg? Daß nie sie unterlassen Zu finden ihren Steg? In lauter grüner Seiden Gar zierlich ausgebreit, Das Erdreich sich tut kleiden Zur werten Sommerzeit. Die Pflänzlein in den Felden Sich lieblich schmücken auf, Die grüne Zweig in Wälden Auch schlagen aus mit Hauf. In Gärten merk ich eben Die schönen Blümelein, Wie freudig sie da schweben, Wann Wind nur spielt hinein. O fröhlich' Gartenjugend. O frisch und zartes Blut! An Farben reich und Tugend Zu geben Freudenmut. Und wie gemalt dann blühet Ihr Blümlein tausendfalt, Da alles ihr doch ziehet Aus schwarzer Erden kalt? All' Saft und Kraft und Wesen Nehmt ihr von schlechter Erd', Und doch wer euch geht lesen Nichts Zierlichers begehrt. Die Brünnlein sich ergießen Und ihre Wasser klar Wie Silberstrahlen schießen Vom Felsen offenbar. Die Sonn' es bald erblicket, Drin kühlet ihren Schein, Die Tier' es auch erquicket, So heiß und durstig sein. Frisch hin und her gehn wanken Die klaren Bächlein krumm; Und mit den Steinlein zanken, Wenn sie sich biegen um. Allweg sie süßlich sausen Zum Sang und Gang gewohnt, Das ganze Jahr ohn' Pausen Man höret ihren Ton. Das wilde Meer nun brauset Und wütet ungestüm; Nun still es wieder sauset, Liegt fest in runder Krümm. Gar lieblich tut's bestrahlen Die Sonn' mit sanfter Glut, Wann sie zu oftermalen Sich drein erspiegeln tut. Wer will die Bäum' nun zehlen In jed' und jedem Wald, Sein da doch ohne Fehlen So tausend tausendfalt. Gar hoch die Gipfel klimmen In klare Luft hinauf, Und gleich wie Wolken schwimmen, Wann stoßt ein Windlein drauf. Viel tausend sein der Zweige, Der zarten Ästlein viel, Und viel an manchem Zweige Der Blättlein und der Stiel'. Der Äderlein bei neben Noch mehr man zählen tut, Da nähret sich das Leben Und Seel' in grünem Blut. Wann dann schallt auf den Zweigen Gesang der Vögelein, Noch Laut', noch Harf', noch Geigen Klingt also süß und rein. Ihr lieblich's Musizieren Dünkt mich so süß und gut; Ihr künstlich's Colorieren Bringt lauter Freudenmut. Die Nachtigall ob allen Steigt immer auf und auf, Gar freudig tut's erschallen, Wann's geht in vollem Lauf. Man sagt, daß etlich' starben, Die zu hoch wollten gahn, Und mit zu starken Farben Ihr Stimmlein streichen an. Wer wollt' nun überdenken Der vielen Vögel Zahl? Die Sonne sich wird senken Eh' man sie nennet all'. Von Tieren muß ich schweigen, Sie lassen ungezählt; Will nicht zum Meere steigen, Der Fischlein tiefes Feld. Elfanten samt Kamelen, Roß', Löwen, Hirsch und Bär, All' Würm' und alle Seelen So sein im wilden Meer. Kein Ende da möcht' finden, Wer auch die Müh' nicht spart, Von Mensch und Menschenkinden Die Wunder aller Art. O Schönheit der Naturen, O Wunder-Lieblichkeit, O Zahl der Kreaturen, Wie streckest dich so weit. Wer wollt' dann je nicht merken Des Schöpfers Heiligkeit In allen seinen Werken Ganz voller Zierlichkeit.