[Schweigt, ihr Lüfte! in den Blumengängen] Schweigt, ihr Lüfte! in den Blumengängen, Denn entflohen ist des Frühlings Traum; Süß dem Jugendspiele nachzuhängen, Gibt der ernste Tag uns keinen Raum. Ihr Gesänge in der Väter Hallen, Von der Ahnen hohem Heldenruhm, Müßt den Strom der Zeit hinunterwallen, Wo des Todes graue Scharen ruhn. Andre Zeiten heischen andre Lieder, Neue Dinge spricht der Welten-Greis; Zum verborgnen Ursprung wendet wieder Sich zurück der große Schöpfungskreis. Mag noch trübe Finsternis uns decken, In den Wogen dieser öden Welt; Laß den Geist die Seelenflügel strecken, Rauschend zu der Morgenröte Zelt! Einsam auf der stillen Felsenwarte Blickt der Seher in den Sturm hinaus; Spähend an der lichten Sternencharte, Bis die Sonne teilt der Wolken Haus. Wie der greise Ahnherr einst in Fluten Sich das heil'ge Schiff der Rettung baut; Wo verschlossen die Geschöpfe ruhten, Die dem starken Fährmann Gott vertraut. Wohlgeordnet in den sichern Kammern Stehn die Kreaturen Paar und Paar; Fern zu halten der Vertilgung Jammern Von der Arche auserwählter Schar. Nieder stürzen all die Riesengeister Nach Jahrhunderten voll Übermut; Aufwärts forschend blickt des Schiffes Meister Zu dem Morgenstern in dunkler Flut. In den Wogen stirbt die letzte Klage, Stumm zum Grabe der Vergangenheit; Festgesetzt, gezählt sind schon die Tage, Jede Stunde der Zerstörungszeit. In der Öde, ob den wüsten Wellen Bringt die Taube den Olivenzweig; Mutig steigt der Ahnherr nun im Hellen Auf das neue, grüne Erdenreich. Dankend nach dem großen Trauerjahre Tritt der Arche Priester dort hervor; Hundertfältig lodern vom Altare Opferflammen dann zu Gott empor. Als vom ersten Morgenstrahl die Kunde Glänzend wieder durch die Wolken bricht, Spannt den Bogen farbig Gott zum Bunde Friedeleuchtend um sein Angesicht. Wie ein Kreis im siebenfachen Glanze, Durch die Himmel strömt das Schöpfungsspiel; Dieses Purpurbild im Wolkenkranze Ist der ird'schen Hoffnung lichtes Ziel. Fortgerissen war des Frühlings Wonne, Alle Blüten mit hinweggerafft; Bis die Erd' im Strahl der neuen Sonne Wieder grünt aus milder Himmelskraft. Herrlich glänzt auf Gottes Sonnenthrone Dort die hohe Gnadenkönigin; Himmlisch strahlend in der Sternenkrone, Wandelt sie die lichte Bahn dahin. Linde fließt der Strom und ganz krystallen Von dem Thron, wie einst im Paradies; Unter Palmen sieht man Pilger wallen, Zu den Früchten, die uns Gott verhieß. Wütend windet sich der alte Drache, Flammen schnaubend aus dem grausen Schlund; Ihn ergreift des starken Engels Rache, Wirft ihn nieder in den ew'gen Grund. Und da öffnen sich die lichten Mauern, Heil'ge Tore zu der ew'gen Stadt; Alle Felsen soll die überdauern, Gleich dem Weltenaug' im Flammenrad. Brausend auf des Cherubs Donnerschwingen, Tun die Himmel Gottes Allmacht kund; Sieg und Heil! hört man die Geister singen, Dankend tönt's zurück vom Erdenrund. Freudig steht auf hohem Fels geborgen, Der als Seher auch zu uns noch spricht: Wie am zweiten großen Schöpfungsmorgen Von der ird'schen Flut sich schied das Licht. Oben steht der reine Himmelsbogen, Den die trübe Mischung sonst verletzt; Unten dann die ird'schen Meereswogen, Auch der Feste wird ihr Ziel gesetzt. Weil die Flut gereinigt hat die Erde, Wächst empor mit Lust das neue Grün; Wie ein Knabe, fröhlich von Gebärde, Wird im Sonnenschein das Leben blühn. Mit dem Tiger wird das Lamm da weiden, Und ein Kind auf Basilisken gehn; Nichts soll dann die eine Herde scheiden, Eine Flamme nur der Liebe wehn. Möchte frisch ein Lebenswind berühren Erst von Gott der Auferstehung Feld, Aus der Mischung uns zur Klarheit führen, Daß im Licht gereinigt sei die Welt. Rauschend auf der Liebe Seraphsschwingen Macht der Himmel die Vollendung kund; Heil und Dank! hört man die Geister singen, Jubelnd tönt's zurück vom Erdenrund.