Franz von Schober Alfonso und Estrella Romantische Oper in drei Akten Personen Personen Mauregato, König von Leon Estrella, seine Tochter Adolfo, dessen Feldherr Troila Alfonso, sein Sohn Edwiga, ein junges Mädchen Gnisto, ein Jäger Ein Greis Landleute, Jäger und Krieger 1. Akt 1. Szene 1. Scene. Der Chor, geführt von Edwiga und Guisto, tritt langsam und behutsam auf und schmückt während des Gesanges die Hütte mit Blumen und Kränzen. Still, noch decket uns die Nacht. Schaffet hurtig, gehet leise, Daß der Vater nicht erwacht; Er, der Gütige und Weise, Der uns Heil und Glück gebracht. Seit er heut' vor zwanzig Jahren Hier in unserm Thal erschien Schützte er uns vor Gefahren Und erhob uns Herz und Sinn. D'rum fröhlich und munter, – Das Fest zu bereiten, Laßt reicher und bunter Das Haus uns umkleiden Mit Blumen und Grün In dankbarem Sinn. D'rum fröhlich und munter, – Laßt reicher und bunter Das Haus uns umkleiden Mit Blumen und Grün. Er war unser Lehrer In männlicher Tugend, Erzog seinen Sohn hier Als Vorbild der Jugend, D'rum bleib' er noch lange Uns Führer und Freund. Er war unser Lehrer In jeglicher Tugend, D'rum bleib' er noch lange Uns Führer und Freund. Indem der Chor den ersten Gesang wiederholt, geht er leise wieder ab. Mittlerweile ist es heller geworden, die Sonne geht auf. – Troila kommt aus der Hütte. 2. Szene 2. Scene. Sei mir gegrüßt, o Sonne! Alltäglich neue Wonne Gießest Du in dieses Herz. Es saugen Deine Strahlen Aus jeder Brust die Qualen, Und heilen jeden Schmerz. Recitativ. Einst schmückten wohl die Strahlen der Krone dieses Haupt, Da ward in einer Stunde mir Kron' und Reich geraubt. Arie. Hier in diesen stillen Gründen, Wo ich Ruh' und Glück gefunden, Von der Sorgen Last entbunden, Mußten alle Schmerzen schwinden. Für des Rathes leichte Gabe Wird mir tausendfacher Segen, Liebe kommt mir rings entgegen Und versüßt die kleine Habe. Doch soll mein kühner Sohn In diesen Felsenmauern Sein Leben nicht vertrauern, Ihm winkt der Väter Thron. Der Thaten sich bewußt, Ruht wohl das Alter gerne, Allein in weite Ferne Strebt rasche Jugendlust. Nach der Arie wendet sich Troila gegen die Hütte, bemerkt mit freudiger Ueberraschung dieselbe geschmückt. Alfonso tritt aus der Hütte, Troila geht ihm einige Schritte entgegen. 3. Szene 3. Scene. Recitativ. Sieh', o sieh, mein Sohn! Wie die Liebe dieser guten Leute Die Wiederkehr des Tages feiert, An dem wir verlassen und hilfesuchend hier erschienen. Doch du nimmst keinen Antheil An dem reinen Glücke, das mein Herz erfüllt. Mich drückt Dein streng Gebot, Daß ich aus diesem Thale mich nicht entfernen soll. So lautet das Gesetz und noch muß es besteh'n. Ach, länger kann ich nicht die Schranken mehr ertragen, Es liegen diese Berge wie lastend auf der Seele. Arie. Schon wenn es beginnt zu tagen, Wird in mir die Sehnsucht wach, Vögel fliegen, Wolken jagen Und mein Herz will ihnen nach. Mittags lieg' ich an der Quelle An dem hellen Silberbach, Welle sendet er auf Welle Und mein Herz eilt jeder nach. Seh' ich dann den Abend glühen Und das Licht stirbt allgemach, Möcht' ich mit der Sonne ziehen Ihren gold'nen Strahlen nach. Nachts erglänzen tausend Sterne An des Himmels blauem Dach, Mächtig zieht's mich in die Ferne Ihrem süßen Schimmer nach. Und so rufet jede Stunde Heißes Sehnen in mir wach, Aus des Herzens tiefstem Grunde Tönt's: Gib meinem Drängen nach. Recitativ. Wohl begreif' ich Deinen Schmerz, Doch kann ich ihn nicht lindern; Es herrscht in jenem Land, das an das uns're grenzt, Ein mächtiger Tyrann. Vor seinem kühnen Schwert Schützt uns der Felsen Wall und unser stilles Leben. So laß' mich zu ihm ziehen Und ihn zum Kampfe fordern. O zähme, lieber Sohn, den Muth in kühner Brust, Noch ist die Zeit nicht da, Doch bald – bald wird sie erscheinen. Duett. Schon schleichen meine Späher Auf sich'rer Feindesspur, Die Rache schreitet näher Und dringt zur stillen Flur. Die Ketten werden fallen, Die Dich so lang gedrückt, Im Lichte wirst Du wallen, Bewundert und beglückt. Noch kann ich nicht verstehen, Was Deine Lippe spricht. Viel' Dinge wirst Du sehen, Noch ahntest Du sie nicht, Doch glaub', daß ich Dich rette Aus diesem düstern Ort. Gibt Alfonso eine goldene Kette. Empfange diese Kette, Zum Pfande für mein Wort. O Vater, ja errette Mich aus dem düstern Ort, Ich nehme diese Kette Zum Pfande für Dein Wort. Es knüpft an dies Geschmeide Das Schicksal Deine Bahn, Es sei in jedem Leide Dein Hort, Dein Talisman. Es leuchte dies Geschmeide Als Stern auf meine Bahn, Es sei in jedem Leide Mein Hort, mein Talisman. Ein Hornruf ertönt vom Thale herauf. Recitativ. Das Horn des Rufers ertönt, Huldigend nahen die Freunde. 4. Szene 4. Scene. Landleute, Hirten und Jäger erscheinen festlich geschmückt, unter ihnen Edwiga und Guisto. Mädchen und junge Bursche tragen Geschenke – Blumen und Früchte – für Troila. Herbei, Ihr Freunde, herbei! Versammelt Euch Brüder, Singt fröhliche Lieder, Den festlichen Tag mit Lust zu begeh'n. Laßt Hörner erschallen, Den Wald widerhallen, In fröhlichem Tanz im Kreise uns dreh'n. vortretend, zu Troila. Blicke huldvoll auf die Gaben Uns'rer Lieb' und Dankbarkeit. Was wir können, was wir haben, Sei in Liebe Dir geweiht. Du hast Alles uns gegeben, Dir sei unser ganzes Leben In Lieb' und Dankbarkeit geweiht. Blicke huldvoll auf die Gaben Uns'rer Lieb' und Dankbarkeit. Viele Jahre sind entschwunden, Seit ich dieses Thal erblickt. Hier vernarbten meine Wunden, Hier ward' ich durch Euch beglückt. D'rum sei stets in Dank ergeben Euch mein Herz für's ganze Leben, Euch sei es in Lieb' geweiht. Wie Dein Wort uns sanft gemeistert, Wie Dein Sang uns hat begeistert, Sind wir ewig Dir in Lieb' geweiht. Blicke huldvoll auf die Gaben Uns'rer Lieb' und Dankbarkeit, Ewig Dir sei unser Herz geweiht. Recitativ. Es hat in allen Spielen des Krieges und des Liedes, Die Du uns anbefohlen, Alfons, Dein Sohn gesiegt. D'rum gib der Herrschaft Zeichen, Uns Allen zu gebieten, gib sie in seine Hand. Alfonso ein Horn reichend. Empfang' das Horn des Rufers, Das Beste zu berathen, versammle Du die Schaar. Alfonso ein Schwert reichend. Empfang' das Schwert des Führers, Zu kühnen Heldenthaten führ' Deine Freunde an! Heil Alfonso! Heil unser'm neuen Führer! Ich danke Freunde Euch für Euer Vertrau'n. Ihr könnt im Spiel und blut'gen Ernst fest auf mich ban'n. Nun munter ihr Brüder, Singt fröhliche Lieder, Den festlichen Tag mit Lust zu begeh'n. Laßt Hörner erschallen, Den Wald widerhallen, In fröhlichem Tanz im Kreise uns dreh'n. Während des Gesanges entfernt sich der Chor allmälig, Troila und Alfonso bleiben. 5. Szene 5. Scene. Recitativ. O Vater, wie ist mein Herz so tief bewegt! Uns're ärmliche Hütte, die Felsenklüfte und der Wald Erscheinen jetzt mir neu und wunderbar. Doch nun, Alfonso, laß' mich gehen, Schon harren meiner Kranke, Die auf Trost und Lind'rung durch mich hoffen! Geht ab. ihm nachblickend. Gott schenke Segen Deinem frommen Wirken! 6. Szene 6. Scene. Ich kann noch nicht zur engen Hütte kehren, Zu voll ist dieses Herz. – Und hier im Freien ist mir leicht und wohl. Doch, welch' seltsames Geräusch? Wer dringt von unwegsamen Höh'n Herab in uns're Einsamkeit? Estrella tritt ängstlich aus dem Walde. Duett. Von Fels und Wald umschlossen Verirrt seh' ich mich hier, Getrennt von den Genossen – Wer zeigt die Pfade mir? Welch' himmlisch süßes Traumbild Seh' ich verwirklicht hier! Ein Jüngling! Soll ich fliehen? O wolle nicht entflieh'n. Doch scheint er sanft und mild. Du holdes Engelsbild! Doch was soll ich? O wolle nicht entflieh'n. O könnt' ich ihm vertrau'n – Du darfst auf mich bau'n! Es flößen seine Züge Mir Muth und Hoffnung ein. Der holden Stimme Kosen Dringt tief in's Herz mir ein. Recitativ. Wer bist Du, holdes Wesen, Das wie ein sanfter Sonnenstrahl Dies dunkle Thal erhellt? Auf allzurascher Jagd verlor ich im Gebirge Mein zögerndes Gefolge. Durch Schlünde, über Felsen den Weg mir mühsam suchend, Kam ich in dieses Thal. O zeige mir die Pfade zur Königsstadt zurück! O eile nicht, o bleib', Du, die beim ersten Anblick Mein ganzes Herz geraubt. Willst Du der Armen spotten, Die von den Ihren ferne, In banger Sorge zittert? Arie. Wenn ich Dich, Holde, sehe, So kenn' ich keinen Schmerz, Schon Deine süße Nähe Beseligt dieses Herz. Die Leiden sind zeronnen, Die sonst die Brust gequält, Es leuchten tausend Sonnen Der lustentbrannten Welt. Und neue Kräfte blitzen In's trunk'ne Herz hinein, Ja, ich will Dich beschützen, Ich will Dein Führer sein. aus der Ferne, vom Thale herauf. Der Frühling kam gezogen Mit seinem milden Schein, Auf Liedes sanften Wogen Zieht Lieb' in's Herze ein. Und wonnige Gefühle Sie laden uns zur Lust, In freudigem Gewühle Durchströmen sie die Brust. dem Gesange lauschend. Welch' süßer zauberhafter Klang, Der tief in's Herz mir drang! O lausche dem Gesang! wie oben. Der Frühling kam gezogen Mit seinem milden Schein Auf Liedes sanften Wogen Zieht Lieb' in's Herze ein. Und wonnige Gefühle Erfüllen mich mit niegeahnter Lust, In freudigem Gewühle Durchströmen sie die Brust. wie oben. Der Frühling kam gezogen Mit seinem milden Schein. Auf Liedes sanften Wogen Zieht Lieb' in's Herze ein. Chor verklingt, Alfonso hat Estrella sanft umschlungen. sich losreißend. Nicht länger darf ich weilen, Die Stunden zieh'n dahin, Ich muß von hier nun eilen, Dem stillen Glück entflieh'n. Warum willst Du enteilen, Dein Antlitz mir entzieh'n, O wolle noch verweilen Im stillen Waldesgrün. Laß uns eilen! O verweile! Sieh' mich bitten – Nein, befiehl! O hartes grausames Geschick! – Plötzlich aus den Himmelshöhen Läßt das Glück sich freundlich sehen, Doch bevor wir's ganz empfunden, Ist's entschwunden! So die Wonne mir zu künden, Kamst Du still auf meine Bahn. Ach so schnell willst Du entschwinden Süßer Wahn! Werd' ich je Dich wiederfinden Wann, ach wann werd' ich Dich wiederfinden? Alfonso und Estrella wenden sich zum Gehen. Der Vorhang fällt. Ende des ersten Aktes. 2. Akt 1. Szene 1. Scene. Mauregato, im Jagdcostüme, tritt mit Gefolge auf. Vergebens uns're Hoffnung, sie hier zu finden! Eilt zurück zum Walde, sucht mit erneuten Kräften – Königlich sei Euer Lohn, wenn Ihr mir Die geliebte Tochter wieder bringt! Gefolge ab. allein. O Schicksal, wann wirst du müde, Deine Blitze auf mich zu schleudern! Verfolgt von Haß und Neide – Rings umgeben vom Verrath, Blieb als einz'ger Lichtstrahl Mir Estrella's kindlicher Blick! Mit ihr entschwindet jede Lust am Leben, Und ich erliege! Sinkt matt in einen Lehnstuhl. Arie. In heil'gen, inn'gen Freundesbanden Floß heiter mir das Leben hin, In Fried' und Glück die Tage schwanden, Es trübte nichts den treuen Sinn. Da zog auf allgewalt'gen Schwingen Die Liebe in das Herz mir ein, Das schönste Weib mir zu erringen, Schien mir des Lebens Ziel zu sein. Des königlichen Freundes Züge, Die bis dahin mein Herz erfüllt, Sie mußten nun für immer weichen Dem wonnevollsten Frauenbild. Die duft'gen Locken ihr zu schmücken, Zerriß ich kühn der Freundschaft Band. Die Krone ihr auf's Haupt zu drücken, Raubt treulos ihm sie meine Hand. Doch als den Gipfel wir erklommen, In des geträumten Glückes Wahn, Da faßten unheilvolle Mächte In meines Lebens rasche Bahn – Sie – die mein einzig Glück im Leben, Lag mir im Arme bleich und kalt! Ein Ebenbild der Heißgeliebten Sah ich in meinem Kind ersteh'n – Estrella, Du mein Trost im Leiden, Estrella, milde, hold und schön. Soll sie mir auch entrissen werden, Sollt' ich sie nicht mehr wiederseh'n – Dann blüht für mich kein Glück auf Erden – Verzweifelnd muß ich untergeh'n. 2. Szene 2. Scene. Das Gefolge des Königs, Diener, Jäger, Pagen etc. treten freudig erregt auf. O König! Was bringt Ihr? O höre die freudige Kunde, Die Prinzessin kehrt zurück! Estrella!? Sie naht dem Palast sich schon – sie kommt – Welch' Glück, o Gott, ich soll sie wiederseh'n. Mauregato in die Arme eilend. O Vater! O Estrella! Welch' Glück, Dich zu umarmen! O komm' an meine Brust. O laß mich froh erwarmen An Deiner Vaterbrust. Du Himmel hast Erbarmen Und sendest neue Lust! Wie froh sie sich umarmen O süße Vaterlust! Das Gefolge zieht sich langsam zurück. Im tiefen Wald allein Von Furcht und Angst gequälet, Welch' Glück mich neu beseelet Du bist nun wieder mein. Verlassen und allein Von Furcht und Angst gequälet, Welch' Glück mich neu beseelet Du bist nun wieder mein. Fanfaren hinter der Scene. Recitativ. In der Gefühle Uebermaß Vergaß ich fast die freud'ge Kunde, Daß siegreich und mit Ruhm gekrönt, Adolfo mit dem Heere wiederkehrt; D'rum schmücke Dich, aus Deiner Hand Werd' ihm der wohlverdiente Lorbeer. Mauregato ab. 3. Scene. Weh' mir, Adolfo kehrt zurück! Auf's Neue wird er mich verfolgen! Im Vollgefühl des stolzen Siegers Wird kühn und ungestüm er werben, Zum Lohn verlangen meine Hand! Wie kann mein Vater sie verweigern? Arie. Vor Angst und Qual mein Herz erbebt Und schmerzerfüllt die Brust sich hebt. O unheilvolle Kunde, Entscheidend naht die Stunde, Ich sehe von Schrecken und peinlicher Noth Des Herzens Empfindung gewaltsam bedroht. Des holden Jünglings Züge Stets folgen sie mir nach, Sein Wesen frei von Lüge Rief Liebe in mir wach. Nicht ziehen Rang und Ehren, Nicht Gold und Gut mich an, Ein Herz ist mein Begehren Mein Ziel auf dunkler Bahn. Doch nahen und drängen sich feindliche Mächte, Umstellen mit listig erfund'nem Geflechte Des Herzens gewagten, fern eilenden Lauf. Vergebens mein Hoffen, je glücklich zu werden, Mir blühet nicht Ruhe, nicht Frieden auf Erden, O Gott, zu Dir flehe um Rettung ich auf. Ab im Vordergrunde. 4. Szene 4. Scene. Feierlicher Einzug Adolfo's und der siegreichen Truppen, geleitet von festlich geschmückten Jungfrauen, Troubadours und Bürgern der Stadt. Nachdem die Krieger versammelt sind, erscheint Mauregato, an der Hand Estrella, gefolgt von Großen des Reiches und dem Hofstaat. Mauregato nimmt auf dem Throne Platz, zu seiner Seite Estrella. Heil dem tapfern Krieger! Heil dem kühnen Sieger! Der uns hat geführt In mancher heißen Schlacht; Dem der Ruhm gebührt Für manche heiße Schlacht. Preis sei ihm gesungen, Der den Feind bezwungen, Der uns hat befreit Von wilder Mauren Macht. Adolfo tritt vor den Thron und beugt ein Knie. Recitativ. So werd' ich jeden Feind Dir bald zu Füßen legen, Der mächtig und verwegen Dich zu verderben droht. Es schwingt kein Maure mehr Sein Schwert in Deinem Lande, Zerbrochen sind die Bande, Geschlagen ist ihr Heer! Ich danke Dir für deine Treue, O könnt' ich würdig sie belohnen. Du kannst es, Herr! Weh' mir, was wird er sagen? Verlange frei! Darf sich der Knecht erkühnen? Mein Schwur ist der Erhörung Unterpfand. Weh' mir, er schwur! Gefallen ist mein Loos. O Herrscher, zürne nicht! Die Bitte ist wohl groß: Es ist Estrella's, Deiner Tochter Hand! nach einer kleinen Pause. Estrella sprich, Du hast sein Wort vernommen. für sich. Ich sehe meines Unglücks Stunde kommen! für sich. Nun wird der eitle Trotz ihr nicht mehr frommen. So sprich, Estrella! Steigt vom Throne. Arie. O, wenn ich je Dir werth gewesen, So flehe ich Dich bebend an, Von diesem Bund' mich zu erlösen, Dem nie mein Herz ich weihen kann. Nie kann mich dieser Mann beglücken, In seiner Nähe sinkt mein Muth, Vor seines Auges finstern Blicken Erstarrt in grauser Angst mein Blut. D'rum, wenn ich je Dir werth gewesen, So flehe ich Dich bebend an, Von diesem Bund' mich zu erlösen, Dem nie mein Herz ich weihen kann. zu Adolfo. Recitativ. Zu kühner Mann, steh' ab von dem Begehren. fest und bestimmt. Du gabst den Königsschwur – nun halte ihn! Nimm alle Schätze meiner Krone hin, Nur dieses Kleinod kann ich nicht entbehren. Ich ford're nichts als Deiner Tochter Hand! Ensemble. Was werd' ich nun beginnen, Wie schrecklich ist die Wahl – Kein Ausweg zu ersinnen, Mein Herz verzehrt die Qual. Was wird er nun beginnen, Wie lenkt er seine Wahl, Es schwimmt vor meinen Sinnen, Mein Herz verzehrt die Qual. Nun Zagen fahr' von hinnen, Mein Herz umgürte Stahl, Sie kann mir nicht entrinnen, Es bleibt ihr keine Wahl. O frevelndes Beginnen – O grauenvolle Wahl! Was immer er mag sinnen – Es bleibt ihm keine Wahl! Mauregato steht in Nachdenken versunken. für sich. Was mag der Vater sinnen? Was mag der König sinnen? zu Estrella. Ein Mittel noch, es mag uns Heil gewinnen! Recitativ. Zu Adolfo. Dir sei die Hand Estrella's nicht versagt! Allein ein heil'ger Schwur hat sie bedingt: Nur wer die Kette Eurich's wieder bringt, Die noch vom alten Königsstamme fehlt, Wird mit Estrella feierlich vermält! So brichst Du Deinen Schwur mit falschem Sinn? Bewegung unter den Kriegern. Verweg'ner, schweig! Ihr Alle hier erwägt, Daß dieses Haupt die Königskrone trägt: Daß Ihr Vasallen, ich der Herrscher bin! bei Seite mit kaum unterdrückter Wuth. So willst Du mit mir spielen, falscher König!? Ha, ein neuer Strahl der Hoffnung! Weh', getäuscht Adolfo's Hoffnung! Der Hoffnung süß Gefühl Will mich / Wird Dich auf's Neu' erheben, auf's Neu' erheben, Es schwindet jeder Schmerz Und froh lacht nun das Leben. bei Seite. Ihr höhntet mein Gefühl, Verachtetet mein Streben, Vor Rache glüht mein Herz, Ihr sollt vor mir erbeben. zu Adolfo. Treu steh'n wir an Deiner Seite Was auch immer mag gescheh'n. zu Estrella. Möge schützend Dir zur Seite, Bald ein treuer Gatte steh'n! Ja, ich bleib' an Deiner Seite, / Liebend bleibst Du mir zur Seite, Gott erhört mein heißes Fleh'n! zu den Kriegern. Siegend führt' ich Euch zum Streite, Treu müßt Ihr zu mir nun steh'n! Heimlich zu den Kriegern. In des Maurentempels halbverfall'nen Räumen Erwart' ich Freunde Euch um Mitternacht, Dort will ich Euch enthüllen Ein Geheimniß inhaltsschwer. Wir folgen Deinem Willen Und erfüllen Dein Begehr. Rache! Rache! sei Euer Losungswort! Rache! Rache! sei unser Losungswort! Stets bleib' ich an Deiner Seite, Stets bleibst Du an meiner Seite, Dies sei uns'res Glück's Gewähr, Lieb' und Hoffnung im Geleite, Fürchtet dieses Herz nichts mehr. Unheilvoll an Deiner Seite, Schleicht die Rache nun einher, Rüste Dich zu Kampf und Streite, Du entgehest mir nicht mehr. zu Estrella. Rettend stehe Dir zur Seite, Bald des Gatten treue Wehr, Schützend, sei er selbst im Streite Deines Herzens Glück's Gewähr. zu Mauregato. Treulich steh'n wir Dir zur Seite, Unser'm König groß und hehr, Wollen schützen selbst im Streite, Deines Hauses Glück und Ehr'! zu Adolfo. Treu steh'n wir an Deiner Seite, Und erfüllen Dein Begehr, Sei's im Frieden, sei's im Streite, Stets zu Dir nur hält das Heer! Zwischenvorhang fällt. Verwandlung. Das Innere einer halbverfallenen Moschee, welche immer noch Spuren der einstigen Pracht aufweist. 5. Szene 5. Scene. Ein Theil der Verschwornen. tritt ein. Stille, Freunde, seht Euch vor! Furchtbar in geheimer Stunde Sammelt Euch zum ernsten Bunde, Doch seid wachsam, schließt das Thor, Wahrt die Zunge, schärft das Ohr, Stille, Freunde! seht Euch vor! Es wird geklopft. Leise. Hört das Klopfen, wer mag's sein? Laut. Wer ist draußen? von Außen. Freunde! wie früher. Eure Losung? wie früher. Rache! Rache! Es sind Freunde, laßt sie ein! Einige gehen, um zu öffnen, der zweite Chor der Verschwornen tritt ein. 6. Szene 6. Scene. Stille Freunde, seht Euch vor! Furchtbar in geheimer Stunde Sammelt Euch zum ernsten Bunde, Doch seid wachsam, schließt das Thor, Wahrt die Zunge, schärft das Ohr, Stille, Freunde! seht Euch vor! Nun fehlt Adolfo noch Wo mag er weilen? Adolfo! Adolfo! Er erscheint! 7. Szene 7. Scene. Adolfo in einen weiten Mantel gehüllt. Ihr Treuen, seid Ihr schon bereit? Seid Ihr der Losung eingedenk? Rache! Rache! Rache! vortretend, für sich. Ja, meine Rache will ich kühlen, Sie lod're auf in blut'ge That. Um Deine Krone will ich spielen, Du stolzer Frevler Mauregat'. Um meine Schultern will ich schlagen Den Purpur, den Du selbst entwandt, Und Deinen Scepter will ich tragen In dieser starken Siegerhand. Und Du Estrella, süße Schlange, Du höhntest, da ich milde war! Nun schlepp' ich Dich mit hartem Zwange Zu dem verhaßten Traualtar. Zu den Verschwornen. Ihr Freunde, Ihr mein Hort, Die Ihr mir Hilfe beut, Vernehmet nun mein Wort, Das Euch zur Rache weiht. Wir hören auf Dein Wort, Das uns zur Rache weiht. Ja, wißt, daß auf dem Königsthrone Ein Räuber, ein Verräther ruht; Er raubte Troila die Krone Und Troila war mild und gut. Der Edle floh mit karger Habe Bei dunkler Nacht, bei Sturmesweh'n, Er ruht wohl lange schon im Grabe, Ihn hat kein Auge mehr geseh'n. In uns soll Rache ihm ersteh'n, Erzähle weiter, was gescheh'n. Und Mauregato stieg – auf seines Freundes Thron, Zur Stunde war der Sieg – und alles Glück entfloh'n, Bis ich zu seinem Heil erschienen! Zu unser'm Heil bist Du erschienen! Wer führte seine Schlachten? Du! Wer stützte seinen Thron? Du! Wer lenkte seinen Rath? Du! Ja, mein ist alle That, Er schwelgt in feiger Ruh'! Ja, Dein ist alle That, Er schwelgt in feiger Ruh'! Und dennoch konnt' er mich betrügen Mit jenem gleißnerischen Spruch, Und ich soll mich in Demuth schmiegen? Ha, nein! Ihn selber treffe Fluch! Ihn treffe Fluch! Ihr könntet es gelassen sehen, Ihr – die ich oft zum Sieg geführt? Ich sollte schmachvoll untergehen, Indeß der Stolze triumphirt? Er falle, er falle! sein Schwert ziehend, tritt feierlich in ihre Mitte. Ihr Tapfern, Ihr Getreuen! Für das Werk der Rache Zu opfern Gut und Blut, Schwört mir auf dieses Schwert! indem sie ihre Schwerter auf das seine legen. Wir schwören, wir schwören! Der Bund ist nun geschlossen, Wir schreiten rasch zur That; Es sei sein Blut vergossen, Es falle Mauregat'! Er falle, er falle! Es schlagen uns're Herzen In feurig stolzem Muth, Zur Sühne bitt'rer Schmerzen Fließ' uns'res Feindes Blut! Der Bund ist nun geschlossen, Wir schreiten rasch zur That; Es sei sein Blut vergossen, Es falle Mauregat'! Der Vorhang fällt. Ende des zweiten Aktes. 3. Akt 1. Szene 1. Scene. Frauen und Mädchen der Landleute und Jäger, Edwiga und ein Greis sind beim Aufziehen des Vorhanges auf der Bühne und schauen ängstlich nach der Seite links, wo das benachbarte Reich gedacht wird. Hört Ihr rufen, hört Ihr lärmen? Seht Ihr wilde Krieger schwärmen? Weh', das Unglück bricht herein! Gräßlich über jenen Höhen Sah ich das Getümmel zieh'n, Blut und Waffen mußt' ich sehen, Schnelle sucht' ich zu entflieh'n. Eine Schaar schon sah ich weichen, Muthig drangen And're vor; Alles ist bedeckt mit Leichen, Klageschreien dringt empor. Weh', wie sind wir zu beklagen! Fasset Muth, nur nicht verzagen – Doch wir Armen sind allein. Wer wird schützend uns bewahren, Wenn die wilden Horden nah'n. Auf der Jagd mit seinen Schaaren Weilt Alfonso, Der allein uns helfen kann. EDWIGA, GREIS UND CHOR. Weh', das Unglück bricht herein, Und wir Armen sind allein! Flüchtlinge aus Leon: Weiber, Kinder und Greise stürzen mit dem Rufe: »Weh' uns! fliehet! fliehet!« Von links auf die Bühne. Die Anwesenden geleiten sie, hilfreiche Hand bietend, in das Thal. Alle ab, hinter der Hütte. Die Bühne ist leer. 2. Szene 2. Scene. Adolfo kommt von links und zieht Estrella gewaltsam mit sich. Du sollst mir nicht entrinnen! Was willst Du mit mir beginnen? Willst Du noch nicht Dich ergeben? Nimm dies qualerfüllte Leben, Nimm es, und befreie mich! Sieh, noch einmal bitt' ich Dich: O vertraue meinen Schwüren, Stille meiner Liebe Gluth, Du nur kannst mein Herz regieren, Nur vor Dir beugt sich mein Muth. Wage nicht, mich zu berühren, Deine Hand, sie raucht von Blut, Spiele Frevler nicht mit Schwüren, Hemme Deine blinde Wuth! Sieh', Dein Vater ist geschlagen, Mein ist seine Herrlichkeit; Seine Krone sollst Du tragen, Die der Sieger mild Dir beut. O, mein Vater! – Sieh' mich beben, Ach, wo ist der Theure hin? Wüth'rich, nimm dies arme Leben, Nimm es und befreie ihn! Laß das Weinen, laß das Klagen, Deine Liebe schenke mir – Wie, Verräther, kannst Du's wagen, Haß und Fluch nur geb' ich Dir! Meine Langmuth fährt von hinnen. Ach, was willst Du nun beginnen. einen Dolch ziehend. Wähle Liebe oder Tod! Himmel, blick' auf meine Roth, Steh' mir Armen gnädig bei! Niemand höret Dein Geschrei, Weiche meinem wilden Grimme! Adolfo zückt den Dolch gegen Estrella, auf ihr wiederholtes Hilfegeschrei stürzt Alfonso auf die Bühne. 3. Szene 3. Scene. Alfonso gefolgt von einigen Begleitern. Welche Stimme? Alfonso entreißt Adolfo den Dolch und zieht sein Schwert. Ungeheuer! zieh' und vertheidige Dich! ziehend. Heran! Mein Schwert straf' Deinen Uebermuth. Du selbst sollst Deine Strafe finden! Sie kämpfen. Adolfo wird besiegt und fällt mit dem Ausruf: »Weh' mir, verloren!« Estrella, die in größter Aufregung dem Kampfe gefolgt und die Begleiter Alfonso's brechen nach Beendigung desselben in einen Jubelgesang aus. Himmel, der mir Rettung sandte, Dankbar preis' ich Deine Macht. Gott, der mich zur Rettung sandte, Dankbar preis' ich Deine Macht! Unser tapf'rer Führer sandte Hier ihn in des Todes Nacht! Während des nun Folgenden entfernen die Begleiter Alfonso's den Leichnam Adolfo's, seine Rüststücke, Schild, Helm und Schwert bleiben liegen. Recitativ. Ja, ich, ich bin gerettet, Allein mein Vater, o mein Vater! O nenne mir seinen Namen, Und künde, was bedrohet ihn? Er ist der König von Leon! Dein Vater König, Du Prinzessin? O weh mir, Unglückseligem! Sieh, Herrin, hier im Staube Verehr' ich Deine Würde! Kniet vor ihr. Gedenke dieser Würde nicht, Sie ist die Quelle meiner Leiden, Der Leiden meines Vaters. Sprich, wo weilt der königliche Herr? O wüßt' ich's selbst! Mich riß der wilde Mann, den Du besieget, Hinweg von seiner theuren Seite. Umrungen von Kampf und Tod, Verlor' ich ihn beim Ueberfalle. Vielleicht, ach! fiel er schon Den Streichen der Verräther, Vielleicht erhielt ihn das Geschick! nach einigem Nachdenken, mit plötzlichem Entschluß. Welch' neuer Strahl der Hoffnung, Ich will es, ja ich will es wagen. Duett. Schön und herrlich seh' ich's tagen, Deiner Liebe werd' ich werth. Was will seine Miene sagen, Freudig ist sie und verklärt. Hilf' und Rettung will ich bringen Deinem Vater in der Schlacht. Nimmer wird es Dir gelingen, Dich bedroht des Todes Nacht. ALFONSO, Wenn ich auch im Kampfe bliebe, Gibt es wohl ein schön'res Los, Als für seine reine Liebe Sinken in des Grabes Schooß? Aber muthig im Getümmel Kämpf' ich um des Siegers Kranz. Ja, ich seh' Dich im Getümmel Schreiten in der Hoheit Glanz! 4. Szene 4. Scene. Krieger aus Leon kommen fliehend von links. von Ferne sie erblickend. Wehe, wehe! meines Vaters Schaaren Seh' ich dort vorüber flieh'n. Wenn die Hilfe sie gewahren Wird sie neuer Muth durchglüh'n. der fliehenden Krieger. Wehe! Wehe! laßt uns fliehen! ihnen in den Weg tretend. Halt! nicht weiter! Seid Ihr Krieger, Und ergreifet feig die Flucht? Uns verfolgt der wilde Sieger, Hemme nicht die bange Flucht. Seht, noch halten Eure Brüder, Muthig kehrt zum Kampfe wieder! Ich – ich will Euer Führer sein. Der Feind ist stark, Du bist allein! Recitativ. Nicht bin ich allein! Auf dieses Hornes Ruf eilt schnell Der Freunde Schaar herbei! Was wird er beginnen, Könnte Hilfe er uns bringen? Alfonso stößt in sein Horn – ein ferner Hornruf antwortet, nach einer Pause ein noch fernerer. 5. Szene 5. Scene. Sie haben den Ruf schon vernommen Und Hilfe erscheint in der Noth. Hilfe und Rettung, o Dank Dir, mein Gott! noch hinter der Scene. Wir kommen, wir kommen! Sie haben den Ruf schon vernommen, Und Hilfe erscheint uns'rer Noth! auf das Theater eilend. Was heischet des Führers Gebot? Seht hier des Führers Schwert, In Kampf und Streit bewährt, Es leuchte Euch voran Auf blut'ger Siegerbahn. Wir folgen Deinem Schwert, In Kampf und Streit bewährt, Es leuchte uns voran Auf blut'ger Siegerbahn. Wir sind zu folgen Dir bereit, Auf führe uns zu Kampf und Streit! Auf folget mir zu Kampf und Streit! Indem sie abgehen wollen, tritt Troila aus seiner Hütte. 6. Szene 6. Scene. für sich. Recitativ. Was seh' ich! Leon's Krieger in diesem Thale? So wäre der Vergeltung Tag schon gekommen? hat seinen Vater bemerkt und eilt auf ihn zu. O mein Vater! Der Himmel sandte Dich. Deinem Schutze gebe ich diese edle Frau, Bis ich den Vater ihr befreit. Estrella schmiegt sich an Alfonso. Wer ist die schöne Unbekannte, Die sich vertrauend an Dich schmiegt? Es ist die Königstochter von Leon! Von Leon? Die liebest Du? Mit allen Kräften meiner Seele! Und willst für ihren Vater kämpfen? Ich hoff' ihn zu erretten. Halt ein! Niemals sollst Du hemmen den Lauf des Geschickes! bestürzt zu Troila. Mein Vater! Du ahnest nicht, wie tief mich erschüttert Deine Liebe und Dein Beginnen! Nach einer kleinen Pause zu Estrella, die ihn erschreckt anblickt. Du also wärst Mauregato's Tochter? Ich bin es; kennst Du meinen Vater? Wohl kenn' ich ihn, o könnt' ich ihn vergessen! Für sich. Doch still mein Herz! Bestehe fest den letzten Kampf – Der schönste Sieg ist – seinen Feinden zu verzeihen! Laut zu Alfonso. Zieh' hin, kämpfe Du für ihn – Ich will die Tochter schützen. Ensemble. Nun wird mir Alles klar, Der Fluch, er wird zum Segen – O Herr, auf Deinen Wegen Wie bist Du wunderbar. Sein Blick so stolz und klar, Spricht Hoheit nur und Segen, Trotz allen Schicksalsschlägen Bleibt mild er immerdar. Alfonso hat den Helm und Schild des besiegten Adolfo genommen. Mit diesem Stahlgeschmeid' Will ich das Haupt umhüllen, Nun werd' ich es erfüllen – Zum Kampf bin ich bereit! Nun ziehen sie zum Streit, Bald muß es sich erfüllen, Mein Herz erbebt im Stillen Vor Lust und Bangigkeit. Vorbei ist alles Leid Nach eines Höhern Willen, Nun wird es sich erfüllen, Gekommen ist die Zeit. Nun wird es sich erfüllen, Zum Kampf sind wir bereit! Zum Kampfe werd' ich fliegen, Mir folgt Dein Segen nach, Die Liebe lehrt mich siegen, Trotz jedem Ungemach. Es wird in Deinen Zügen Des Muthes Flamme wach, Du wirst zum Kampfe fliegen, Mein Hoffen eilt Dir nach. Den Haß will ich besiegen, Es wird die Liebe wach; Die Huld soll überwiegen, Was seine Schuld verbrach. Zum Kampf! Wir werden siegen, Der hohe Muth ist wach! Alfonso mit den Kriegern und Jägern ab nach links. Troila führt Estrella in seine Hütte. 7. Szene 7. Scene. tritt fliehend auf. Wo find' ich einen Ort Mein Haupt zur Ruh' zu legen, Das Schicksal reißt mich fort, Dem Untergang entgegen. In den weiten Königshallen Stand ich wie ein mächt'ger Baum, Ruhmeslieder hört' ich schallen – Ach, – zerronnen ist der Traum! Denn die Rache drohend winket, Und der Baum, er steht entlaubt Und die goldne Kron' entsinket Klanglos meinem müden Haupt. Weh' es öffnen sich die Grüfte! Aus der Geister wildem Chor Tönen schaurig durch die Lüfte Grause Flüche an mein Ohr! O Troila, mein Herr, An Dir hab' ich gefrevelt, Die Rache lastet schwer, Sieh' her, Du bist gerächet. Troila ist aus der Hütte getreten, entsetzt starrt ihn Mauregato an. 8. Szene 8. Scene. Weh' mir, sein Geist! laß' ab, verschone! Wie foltert mich Dein Blick, Nimm die geraubte Krone, O nimm sie Dir zurück! Stürzt sich zu Troilas Füßen. Kein Geist, ich bin am Leben, Steh' auf und sieh' mich an, Ich komme zu vergeben, Der Haß ist abgethan. O Herr, ich bin nicht werth, Die Blicke zu erheben, Nie kannst Du mir vergeben, Dein Glück hab' ich zerstört. Die Vorsicht ist gerecht, So wie sie gnädig ist, Ich bin genug gerächt, Du hast genug gebüßt. Wie faß' ich Dein Gemüth, Du bist so groß und gut. Die Liebe ist erblüht, O fasse neuen Muth. Recitativ. Empfange nun aus meiner Hand Des neuen Bundes Unterpfand. Führt Estrella aus seiner Hütte. 9. Szene 9. Scene. Nimm Deine Tochter hin! Täuscht mich mein trunk'ner Sinn? Ich lieg' an Deiner Brust, O welche Seligkeit! Mein Herz erbebt vor Lust, Von Noth und Angst befreit. Es ist die höchste Lust, Die mir das Leben beut, Mein Kind an meiner Brust, Mein Freund, der mir verzeiht. Es ist die höchste Lust, Die uns das Leben beut, Wenn man an Feindesbrust, Sich liebevoll verzeiht. Fanfaren und kriegerischer Marsch hinter der Scene. Recitativ. Was hör' ich? Welche Klänge? Eine Dir getreue Schaar kehrt siegreich aus dem Kampf zurück. Hieher lenkt sich der Zug! Alfonso kehrt zurück! O Gott, ich danke Dir! Die mit Alfonso ausgezogenen Krieger und Jäger kehren siegreich zurück und tragen ihren Führer triumphirend auf den Schildern. Durch die Klänge des Marsches herbeigelockt erscheinen Landleute Edwiga unter ihnen und die Flüchtlinge aus Leon von der Thalseite her, so daß nach und nach die Bühne sich füllt. 10. Scene. Die Schwerter hoch geschwungen, Der Sieg, er ist errungen, Die Feinde sind bezwungen Und unser ist das Feld. Und der die Schlacht geschlagen, Mit jugendlichem Wagen Wir bringen ihn getragen, Es lebe unser Held. Der Held muß sich erproben In Kampfes wildem Toben, Von Muth und Kraft gehoben Erobert er die Welt. Doch nach des Kampfes Mühen Ihm Ruhm und Ehr' erblühen, Der Jungfrau Wangen glühen Auf die sein Auge fällt. Am Schlusse des Marsches senken die Krieger die Schilder, Alfonso steigt herab, beugt sein Knie vor Mauregato, ihm sein Schwert darbietend. Recitativ. O König, dieses Siegerschwert leg' ich in Deine Hände. Nicht ich! Hier Auf Troila zeigend. steht Dein König! Du, König? Ja, ich bin König Troila! Mein Vater – König? Sein Sohn? Er ist's, der mich gerettet! Wie wunderbar! Er trägt die Kette Eurich's, Die Vorsicht waltet hier; laßt mich den Spruch erfüllen: Empfange junger Held Mein schönstes Eigenthum, Es sei des Siegers Lohn! Führt ihm Estrella in die Arme. Und ich verleihe Dir der Väter heil'gen Thron, Sei Deiner Ahnen werth, Alfonso von Leon! Heil, Alfonso von Leon! Wie hoch bin ich erhoben! Es blendet mich der Schein. Voll Dank blick' ich nach Oben, Die Theure ist nun mein. Voll Dank blick' ich nach Oben, Der Theure ist nun mein. ALFONSO UND ESTRELLA. Die Huld des Herrn zu loben, Stimmt Alle freudig ein. Nach wilden Sturmestoben, Folgt milder Sonnenschein. Liebe hat den Friedensbogen Ueber diese Welt gezogen, Aller Schmerz ist aufgewogen, Wenn ihr Hauch den Busen hebt. Heil dem jungen Paare, Heil! zu den Jägern und Landleuten. Gern entsage ich dem Throne, Gebe freudig ihn dem Sohne, Bleibe Eurer Treu' zum Lohne Hier in diesem Thal zurück. Heil unser'm Vater! Heil! Liebe hat den Friedensbogen Ueber diese Welt gezogen, Aller Schmerz ist aufgewogen, Wenn ihr Hauch den Busen hebt. Himmel, sieh' ein selig Paar, Bringe heißen Dank Dir dar. Himmel, sieh' ein Freundespaar, Neu vereint für immerdar. Heil sei Dir, Du junges Paar! Sei gesegnet immerdar! Der Vorhang fällt. Ende der Oper.