16. Einer ging mit seinem Bruder von Oberzell nach Hitzkofen, um sein Mädchen zu besuchen. Auf dem Wege steht ein großer Baum frey in einem Felde, und wie sie zu diesem hinkommen, bemerkten sie auf dessen Gipfel ganz ruhig ein Licht brennen; sie blieben daher stehen und schauten lange zu; auf einmal flog es davon, und nach Hitzigkofen, gerade durch den Kamin in das Haus des Bauers, bey welchem das Mädchen diente. Sie liefen nun so eilig als sie konnten, dem Hause zu und schauten, dort angekommen, durch ein Astloch des Fensterladens in die Stube; hier gewahrten sie die Bäuerin ganz nackt auf dem Tische sitzen, und rings um sie her war lauter Schmalz. Sie ging auch öfter hinaus, und brachte immer einen großen Klumpen Schmalz auf der Hand mit herein, den sie auf den Tisch legte; jedesmal aber setzte sie sich auch wieder auf den Tisch, indem sie unverständliche Worte murmelte. So trieb sie es eine Stunde lang. Da ward es auf einmal helle über den Neugierigen, und als sie aufblickten, sahen sie das Licht aus dem Kamin heraussteigen und dem Walde zufliegen. Die Bäuerin aber ging aus der Stube. Die beyden weckten nun das Mädchen und erzählten ihr den Vorgang, was sie nur noch mehr in dem Verdachte, den sie schon seit einiger Zeit gegen ihre Bäuerin gefaßt hatte, bestärkte. Sie stand auch sogleich bey dieser aus und bey einem andern Bauer ein, beym Fortgehen aber drohte ihr die Hexe: »Warte, du sollst an mich denken!« und wirklich erkrankte das Mädchen schon nach etlichen Tagen, siechte dahin, und war nach einigen Jahren eine Leiche.