3.
Die
Persönlichkeit
des Todes ergibt sich zunächst aus Sprüchwörtern, die ihn zum Gegenstande nehmen. Derselben geht eine Menge: ich wähle diejenigen aus, welche mythische Unterlage zu haben scheinen.
Der Tod ist ein unvermeidlicher
Gast:
er kehrt ein: er findet überall seinen Weg, verfehlt nicht Thüre und Steg: für ihn hilft nicht Schloß noch Riegel.
Nach dem Tod braucht man nicht zu schicken:
er kommt selber.
Der ist gut nach dem Tod schicken: heißt es vom Trägen.
Gelangt ein Kranker zur Genesung, so hat er sich mit dem Tod
abgefunden
– ist der Tod
umgekehrt
– hat sich bloß
angemeldet.
Liegt Einer in schwerer Krankheit befangen, so
sitzt
ihm der
Tod vor der Thüre, schaut
ihm zum
Fenster
hinein,
sitzt
ihm auf der Zunge,
schaut
ihm aus den Augen –
reitet
auf ihm, hat ihn beym
Kragen
– kommt auf seinem
mageren Schimmel
angeritten.
Wer stirbt, gibt dem Tod
Futter
ab: wer in der Jugend oder plötzlich stirbt, den hat der Tod
auf dem Schimmel
geholt; der
Tod
hat da
sein
Opfer
verlangt.
So Einer verunglückt, hat der Tod
sein Opfer
haben wollen. Wer sich selbst tödet, pfuscht dem Tod in's Handwerk.
Ein Kranker kann so übel aussehen, daß der Tod vor ihm
erschrickt.
Der Tod muß einen
Anfang
haben. – Wo ein Sterb, eine Seuche wütet,
mäht
der Tod nieder.
Der Tod ist
bleich;
von Einem, der zu Tode erschrickt, heißt es: Der sieht aus wie der Tod so bleich. – Er ist aber auch ein großer,
schwarzer Mann,
nackt, mit langem Bart, einen
rothen
Hut auf dem Kopfe, und eine
Sengst
oder
Sense
in der Hand. Waldkirch.
Er trägt einen
Stab:
wo Jemand stirbt, hat er den Stecken angelehnt. Ist Einer gestorben, fragen sich die Leute: »Wau wird aitz da Daud san Stecka zouwiloina?«
Der Tod schaut aus wie ein Hengst- oder
Regenwurm,
der kein Ende nimmt; er führt eine Sense und wetzt sie. Neuenhammer.
Wo Eines stirbt, hat man den Tod Nachts am Fenster seines Hauses lehnen gesehen, dürr, schwarz, haushoch; der Sterbende aber sieht, wie er sich über ihn hinlegt. Rigau. Dort heißt der Tod auch
Schimmelreiter.
Allgemein gilt der Satz, daß der Tod zu
Füssen
des Bettes vom Sterbenden stehe, dem Kranken sichtbar, mit der Sense.
Manchmal geht der Tod auch in den
Teufel
über und will den Kranken um seinen Glauben bringen: dann treibt ein Kapuziner ihn als
Hund
oder
Katze,
Wodans und Freyjas Thier, durch das Fenster. Burglengenfeld.
Der Tod heißt
Michl:
denn das Kind, zu dem er Gevatter stand, trug den Namen: Michl Daud. Waldkirch.
Der Weg, auf welchem Leichen gefahren werden, heißt
Todenweg,
Straße des Todes und der Toden: auf ihm gehen auch die Bräute!