216. Des Bischofs Jagd.
Von
Ludwig Braunfels.
– Die Volkssage liebt es, schalkhaft zu werden, vorab in Deutung der Ortsnamen.
Hoffmann
ann. Bamb. p.
19.
Spruner
Handb. für Mainreisende S. 39. L.
Braunfels
Mainufer S. 158. Franken von G.v.
Heeringen
S. 74.
'S war in der guten alten Zeit;
Der Bischof und sein Jagdgeleit,
Die thäten mal auf's Pirschen gehn.
Er sprach: »Heut muß was Rechts geschehn!
Mir schwant's fürwahr, daß diese Jagd
Noch unsern Enkeln baß beklagt.«
Nun treibt der Bischof im Revier
Ein Häslein auf, ein zartes Thier;
Doch schnell entspringt's in's Uferfeld,
»Ach,
Has' fort!
« seufzt der fromme Held.
Zum Denkmal für dies große Wort
Das Städtlein
Haßfurt
baut' er dort.
Und wie er schier den Muth verlor,
Da blicken plötzlich halb hervor
Zwei Hasenlöffel hinter'm Kraut,
»Ha,
der is!
« ruft der Bischof laut.
Zum Denkmal für dies große Wort
Das Kloster
Theres
baut' er dort.
Der Has vergoß sein junges Blut.
Da sprach der Bischof wohlgemuth:
»Auf Pirschen bürsten, heißt der Reim;
Drum, habt ihr Jäger Durst,
geht heim!
«
Zum Denkmal für dies große Wort
Das Dörflein
Gädheim
baut' er dort.
O Vorzeit, die in Stein und Erz
Verkörpert fürstlich frommen Scherz!
Wo Stadt und Dorf und Kloster flugs
Aus der Geschichte Boden wuchs!
O Zeit, wir weckten dich so gern;
Doch ach! du schläfst den Schlaf des Herrn.