505. Das Todtenmahl zu Scheyern. Von? – Als Scheyern, Wittelsbachs Wiege, dem Sturme der Säkularisation erlag, gieng auch der altehrwürdige Brauch zu Grabe. S. Vaterländ. Magazin. München 1841, S. 119. Zu Scheyern hallt im Klostergang Das Cönaglöckchen wieder, Und ruft zum Mahl mit hellem Klang Die gottgeweihten Brüder. Schnell thun sich auf im weiten Kreis Des Klosters stille Zellen, Die Brüder all', bald laut, bald leis', Zum Mittagsmahl sich stellen. Da tritt ins Refektorium Mit Pektoral und Kette Der Abt – die Brüder harren stumm, – Er winket zum Gebete. Tief tönt das Benedicite Und betend steh'n die Brüder, Das Herz erfüllt ein seltsam Weh', Bang senkt der Blick sich nieder. Und als zu Ende das Gebet, Setzt Jeder sich zum Mahle, Der Lector liest, der Wärter geht, Bringt Speisen nach dem Saale. Doch sonderbar! – noch unbesetzt Am Tisch ist eine Stelle; Wer ist der Säum'ge, der zuletzt Erst kömmt wohl aus der Zelle? Und warum ist für ihn allein Gedeckt mit schwarzen Linnen? Und gar noch rother Kerzen Schein, Ein Kreuzbild mitten innen?! Still öffnet jetzt die Pforte sich Und blaß, wie aus dem Grabe, Naht scheu, gebückt und kümmerlich Ein Greis an seinem Stabe. Ein Bettler ist's. – Der Abt berief Ihn Bruno's statt zur Stelle, Denn Bruder Bruno ruhet tief In dunkler Grabeszelle. Und so geschah es dreißigmal Nach jedes Bruders Scheiden: Es half der Dankesthränen Zahl Die ew'ge Ruh bereiten.