158. Die Geisterkirche auf dem Ochsenkopf. Von Ludwig Zapf. Einsam, schauerlich und stille Ist's am hohen Fichtelberg, Oben fliegen scheu die Raben, In der Tiefe klopft der Zwerg. Graue Wolken hängen flockig In den finstern Wald herein, Sausend regen sich die Bäume, Wasser rieseln vom Gestein. Ungesehen blüht im Schatten Noch die Wunderblume hold Und im Innersten verborgen Düster glüht das rothe Gold. An dem heil'gen Tage aber, Der Johanni ist geweiht, Zeigt sich, wenn sie drunten läuten, Offen alle Herrlichkeit. Eine Kirche in den Felsen Hat sich schimmernd aufgethan, Edle Schätze, Gold und Silber, Schaut der Wald verwundert an. Sonnenhelle Strahlen leuchten In die Wildniß weit hinein, Und die alten Bäume prangen Wunderlich im Zauberschein. Eile, Menschenkind, zu haschen, Das zur heil'gen Stelle tritt, Nimm soviel die Arme fassen, Doch beflügle deinen Schritt! Denn wie drunten nun gesprochen Wird das Evangelium, Mit dem Wörtlein Amen! krachend Schließt der Fels sich wiederum. Wunderbar, wie er erglommen, Ist erloschen nun der Schein, Und in seine düstern Schatten Hüllt der Wald sich wieder ein; – Einsam, schauerlich und stille Ist's am hohen Fichtelberg, Oben fliegen scheu die Raben, In der Tiefe klopft der Zwerg.