109. Wie Gunthar Bischof von Regensburg ward. Oefele I., 175. Hund metrop. I., 192. Hochwart l. II., c. 13. Adlzreiter l. XIV. p. 328. Als man zählte neunhundert und achtunddreißig Jahre von des Herrn Geburt, waltete Otto, der Deutschen Kaiser, zu Regensburg in der Stadt. Da fand es sich, daß der Bischofsstuhl gerade erledigt war, dieweilen Konrad das Zeitliche gesegnet. Nun gedachte Herr Otto, einem andern Hirten den erledigten Stab in die Hand zu geben. Da ward ihm im Traum befohlen, denjenigen an des Verstorbenen Statt zum Hirtenamte zu rufen, welcher ihm früh Morgens auf seinem Kirchengange zuerst begegnen sollte. Wie er nun des andern Tages seinen gewohnten Weg nach St. Heimeram ging, öffnete ihm ein schlichter, frommer Bruder, Gunthar mit Namen, die Pforte des Klosters. Da fragte ihn der Kaiser: »Mönchlein! was gibst du mir, wenn ich dir heute den Bischofsstab überreiche?« Ob solchem Worte lächelte der Bruder Gunthar und sprach: »Wenn's euch genügt, Herr Kaiser: der Schuhe kann ich entbehren, die solltet ihr haben von mir.« Wie das der Kaiser hörte, lächelte er freundlich und that seinem Worte nach. So ist Gunthar Bischof von Regensburg geworden.