150. Eppelin von Gailingen. 2. Von V.B. Strauch. In's Thal der Wiesent schaut kühn und fest Ein Schloß von felsigem Rande, Dieß war einst Epplins von Gailingen Nest, Berüchtigt im fränkischen Lande, Und noch heut zu Tag' Erzählet die Sag' Von Epplins Schwänken und Kniffen Und seinen verteufelten Pfiffen. Er war ein gar trotziger, wilder Kumpan, Mocht' keinem der Nachbarn gefallen, Was war in der Gegend wo immer zu fah'n, Schnell war es in Eppelins Krallen, Und flink wie die Well', Wie der Blitz so schnell, War er hier und dort und zu Hause, Und schwelgt beim gestohlenen Schmause. Dieß ging wohl mit richtigen Dingen nicht zu, Sonst hätte man längst ihn gezwungen, Doch wenn man ihn angriff, da war er im Nu Von vierzehn Gesellen umrungen; Drum war auch im Land Die Sage bekannt: Der Epplin von Gailing und Dramaus, Der reit' allemal zu vierzehnt aus. Einsmals der Ritter an's Freien ging, Er liebte die schöne Mathilde, Der Knapp' ihm die stattliche Wehr umhing, Und schmückt ihn mit blinkendem Schilde; Sein kühner Blick Gab bei Schönen ihm Glück, Er hatte sich nimmer betrogen, Mathilde war ihm gewogen. Und er ging zum Vater mit keckem Sinn, Die Tochter zum Weibe begehrend. Nie wird meine Tochter Euch Gaudieb Gewinn! Sprach der Burgherr von Nürnberg verwehrend; Euch gebühret ein Strick Um's freche Genick, Flugs packt Euch aus unseren Mauern, Sonst werdet zu spät ihr's bedauern. Und der Ritter zieht ab mit der langen Nas' Und macht sich behend aus dem Staube, »Ha! wart' nur du Alter, dir nehm' ich den Spaß, Der Geier holt dennoch die Taube.« Und sein zärtlich Wort Find't ein gutes Ort, Sie folgt dem verkleideten Knappen, Der sie holt mit gesatteltem Rappen. Dieß macht nun die Nürnberger Herren gar wild, Sie können's nicht länger ertragen, Sie ziehen hinaus mit Lanze und Schild, Den Dieb auf die Finger zu schlagen, Und gefangen im Streit Kriegt Eppelin Zeit, Im tiefsten Verließe bescheiden Zum Galgen sich vorzubereiten. Schon ist zum Tode die Stunde bereit', Doch Epplin sollte noch nützen; Sein Rößlein gar flink und gar tüchtig im Streit, Mocht' gerne der Burgherr besitzen. Doch das Roß trägt den Herrn Und sonst Niemanden gern, Drum sollt' es erst Epplin besteigen, Dem Burgherrn die Führung zu zeigen. Man bringt ihn zum Walle, er schwingt sich auf's Roß Und tummelt's in mächtigen Kreisen, Und lenkt es so zierlich, daß Ritter und Roß Hoch Gaul und Reiter wohl preisen; Da kocht ihm das Blut, Es durchblitzt ihn der Muth, Und im Nu ist die Rettung gelungen, Der Graben der Burg übersprungen. Nun lachet sich Epplin die Haut erst recht voll, Den Nürnberger Herren zum Spotte, Und treibt er sein Wesen erst ernstlich und toll Mit seiner verwegenen Rotte. Kein Eimerchen Wein Kam nach Nürnberg hinein Vom Leisten und Stein und Randsacker, Den er nicht gezehntet, der Racker! Die Nürnberger Herren, die stehen und schau'n: »Ha, das ist des Teufels Genosse!« Doch eh' sie dem eigenen Auge noch trau'n, Ist längst er staubaus mit dem Rosse. Und von der Stund Ist das Sprüchwort kund: In Nürnberg wird keiner gehangen, Es sei denn er wäre gefangen.