Simeon Kommt heut an eurem Stabe, Ihr Halbverweste schon, Und denkt am nahen Grabe An einen Simeon. Er betet in dem Tempel Hinauf zu seinem Gott, Und wird uns ein Exempel Von einem schönen Tod. Still floßen seine Tage, Still, wie der Balsam fleußt; Und hell, wie Sommertage, So helle war sein Geist. Er soll den Tod nicht sehen, Der gotterfüllte Mann, Bis er von jenen Höhen Den Mittler sehen kann. Er sieht ihn! mit Entzücken Drückt er ihn an die Brust; Herauf von Jesu Blicken Flimmt ihm des Himmels Lust. Seht nun den frommen Alten Mit flammendem Gesicht Die welken Hände falten, Und höret, was er spricht: Mit silbergrauen Haaren Kann ich im Frieden nun Zu meinen Vätern fahren, Um sanft, wie sie, zu ruhn. Die Fülle meiner Freuden, Die Hülfe aus den Höhn, Das Licht der blinden Heiden, Den Trost hab' ich gesehn. Nun wird sein Glaube größer Und sein Entzücken steigt; Nun drückt er den Erlöser Fest an sein Herz und schweigt. Herr, soll ich alt an Jahren, Gekrümmt von Harm und Noth, Zu meinen Vätern fahren: So sterb' ich seinen Tod. Zwar werd' ich Ihn nicht sehen Noch hier, wie Simeon; Doch über jenen Höhen Erwartet Er mich schon. Dann tönen meine Lieder: Heil mir! nun seh' ich Ihn! Die Himmel hallen wieder! Heil dir! Nun siehst du Ihn.