Auf Preußen Friedrich der Große Ein Hymnus. Als ich ein Knabe noch war Und Friedrichs Thatenruf Ueber den Erdkreis scholl; Da weint' ich vor Freude über die Größe des Mannes, Und die schimmernde Thräne galt für Gesang. Als ich ein Jüngling ward Und Friedrichs Thatenruf Ueber den Erdkreis immer mächtiger scholl! Da nahm ich ungestüm die goldne Harfe, Dreinzustürmen Friedrichs Lob. Doch herunter vom Sonnenberge Hört ich seiner Barden Gesang. Hörte Kleist , der für Friedrich Mit der Harf' ins Blut stürzte; Hörte Gleim , den Kühnen, Der des Liedes Feuerpfeil Wie die Grenade wirft. Hörte Rammlern , der mit Flakkus Geist Deutschen Biedersinn einigt. Auch hört' ich Willamov , der Friedrichs Namen Im Dithyrambensturme wirbelt. Dich hört ich auch, o Karschin , deren Gesang Wie Honig von den Lippen der Natur Träuft. Da verstummt' ich, Und mein Verstummen galt für Gesang. Aber soll ich immer verstummen? Soll der Bewundrung und der Liebe Wogendrang Den Busen mir sprengen? Nein, ich wag's! Ergreife die Harf' und singe Friedrichs Lob. Von meines Berges Donnerhöhe Ström' auf gesteinten Rücken hinunter Du, meines Hymnus Feuerstrom! Er stäub' und donnr' im Thale, Meines Hymnus Feuerstrom, Daß es hören die Völker umher! Auf schwerer Prüfungen Nachtpfad Führte die Vorsicht den Helden, Eh' er drang in der Größe Heiligthum. Sah er nicht träufen das Schwert Von Catt , seines Freundes, Blute? Sah er nicht blinken das Schwert Auf seinen eignen Nacken? Muthig und furchtlos blieb Er; denn Furcht Kannt' er schon als Jüngling nicht. In der Muse keuscher Umarmung Uebt er sich zu tragen den goldenen Scepter. Schon flammt' auf seinem Haupte das Königsdiadem. Wie der wolkensammelnde Zeus Saß er auf dem Thron und schüttelte Blitze. Da floh die Dummheit und der Unsinn Und Barbarei die Nachtgefährtin. Er selbst war das Urbild der Weisen; Riß dir, Machiavell , die Larve vom Antlitz, Und predigte Fürsten die Herrscherkunst. Die Geister seiner Ahnen stiegen aus der Gruft! Mit des Meisters Pinsel zeichnet er sie. Sang hohe Gesäng' in die Lyra, Und spielte die Flöte Apolls. Wie aus der Urnacht Tiefe, Von Gott gerufen, Sonnen flockten; So stiegen Weise und Künstler empor, Und der Städte Fürstin ward Berlin . Von Friedrichs Schwert berührt Erstickt das Schlangenungeheuer die Schikane Im ausgesprudelten Giftschaum; Und des Bettlers und Prinzen Recht Wurde von Friedrichs Hand Auf gleicher Schale gewogen. Hektor , Achill , und Cäsar und Julian , Der Vorwelt und der Afterwelt Helden, Staunten, als sein Kriegerruf hinabdonnerte In des Todes Schattengefild. Furchtbar bildet' er sein Heer. Erfand nicht Friedrich jenen Knäul, Der plötzlich aufgerollt, Größere Heer' in den Staub wirft? Fünfmal donnerte Friedrich Wodan , Und sein war Silesia, seiner Krone Köstlichstes Gestein. Seiner Größe Sonnenpunkt kam. Habspurgs Adler schwebt schreckbar über ihm. Er dürstete Friedrichs Blut. Moskoviens Bär mit eisbehangnen Haaren Dürstete Friedrichs Blut. Gallia schwung die lichtweiße Lilie , Sie zu tauchen in Friedrichs Blut. Selbst Wasa's Enkel, Und Germania's mächtigste Fürsten und Städte Zuckten die Schwerter, ins Schlachtthal zu gießen Friedrich Wodans Blut. Er aber, der Einzige! warf Die erzene Brust entgegen Der todtschnaubenden Feindesschaar. Achtete ihrer schreckbaren Menge, Ihrer Rosse, wie Heuschreckenschwarm, Ihrer zuckenden Lanzen, Und ihrer metallnen Donnerschlünde nicht. Sieben Jahre flog er Wie der Rachestrahl Gottes im Wettergewölk Unter seiner Feinde Schwarzen Schaaren umher. Blut und Hirn und Mark floß Und spritzt' an seines Rosses Schenkel, Leichen dampften und Grabhügel Thürmten wie Berge sich. In Riesengestalt trat einher der Würgegeist Von Wuthgebrüll und Sterbgewinsel begleitet. Zwanzig schreckliche Schlachten wurden geschlagen: Oft schien das Schicksal an Friedrichs Thron zu rütteln, Und den Goldsitz zu werfen in Staub. Der Rauch von Friedrichs festen Städten Wirbelte mit dem Jammergeächz' Der Säuglinge, der Greise, Der Schwangern, der Kranken gen Himmel, Daß Engel ihr Antlitz bargen und traurten. Auch fielen der Helden Friedrichs viel. Schwerin und Keith und Kleist und Winterfeld , Und im Entfliehen aus ihren Leibern Kümmerten sich noch die Geister der Tapfern Um Friedrichs Heil. Aber der Held stand mit der Rache gezücktem Schwert, Stand im Geschützdonner, im Säbelgeklirr; Achtete nicht des bäumenden Rosses Hufschlag; Nicht des Hochverraths Drachenbild, Nicht des zaudernden Bundesgenossen, Nicht der Acht, die ihn Des Fanatismus Höllenwuth Preis gab, Ja, so stand er sieben Jahre im Feld des Todes, Hehr und frei, und groß, wie ein Gott. Es staunten die Völker. Der Helden Geister Nickten ihm Beifall vom Wipfel der Eichen. Ringsum wichen von ihm die Schaaren der Hasser, Und so stand er in seiner Heldenhoheit Allein da! Auf Hubertusburgs Zinne Trat der Gerichtsengel und sprach: Es ist genug ! – Die Donner verstummten. Friedrich zog in seine Königsburg Und lenkt' dem Triumph aus. Groß und glücklich zu machen sein Volk, War Friedrichs erhabner Gedanke. In des Landes Wunde träuft' er Balsam. Palläste stiegen aus Brandstätten empor. Dem Landmann gab er weisen Unterricht; Die Musen sonnten sich wieder in Friedrichs Strahl, Er selbst war noch immer ihr Liebling. »Liebt euer Vaterland! Sprecht eure Heldensprache stark und rein! Schlürft aus der Krystallquelle, Draus Griechenland und Latium geschlürft! Macht durchs Geäffe weicher Auslandssitte Erzne Knochen nicht zu Marzipan!« Sprach er zum Biedervolke seines Reichs. Doch nie legt' er Europens Wagschal' Aus der Rechte. Der Gauen des Helden Wurden ohne Schwertschlag immer mehr. Weit hinaus in jedes Labyrinth, Von der schlausten Staatskunst geflochten, Sah seines hohen Auges Wetterstrahl. Merkbar war das Wehen seines Odems In jeder großen That der Welt. Er wog im Verborgnen die Rechte der Fürsten. Auch hängt er furchtlos die Wagschal' ans Schwert. Da drängten sich Teutoniens Fürsten In Friedrichs Felsenburg, wo der Riese Sinnt auf dem eisernen Lager. Sie boten ihm die Hand und nannten ihn Den Schützer ihrer grauen Rechte, sprachen: »Sei unser Führer, Friedrich Herrmann !« Er wollt's. Da ward der deutsche Bund . Aber immer grauer wird deine Locke, Einziger, nie ausgesungner Mann! Dein Haupt nickt unter deiner Thaten Gebirglast. Bald wirst du liegen in deiner Väter Gruft, Und der Unsterblichkeit Ruh' wird über dir säuseln. Voran sind schon deiner Helden viele gegangen: Dessau, Schwerin und Winterfeld , Und Keith , und Kleist, und Seidliz, und Ziethen , Harren deiner im Tempel der Größe. Stark kämpftest du den Kampf des Lebens; Stark wirst du kämpfen den Kampf des Todes. Deinen Herrschergeist gab dir Gott, Erhalten wird dir Gott Diesen Herrschergeist. Huldlächelnd wird Er deiner Seele sagen: »Du schwurst im Drange der größten Gefahr, Als König zu denken, zu leben, zu sterben! Und Wort hast du gehalten. Man bring' ihm die Krone, Die leuchtender strahlt, Als alle Kronen der Erde! Denn Friedrich , meines Lieblings Geist, Ist's werth, ewig Kronen zu tragen.«