Klage des Christen um Freunde Welche wilde Trauer, Welcher Todesschauer Herrschet um mich her? Mit zerstreutem Haare Stehet an der Bahre Der Betrübten Heer. Wilder Schmerz Zerreißt ihr Herz; Große Thränentropfen hangen Blutig an den Wangen. Heidnisches Getümmel Jammert laut gen Himmel Und betäubt mein Ohr. Abgehärmte Mienen, Todesangst in ihnen, Blicken aus dem Flor. Wie sie sich So jämmerlich Mit hervorgepreßten Blicken In die Gräber bücken! Zwar die Thränenbäche Zeugen von der Schwäche Menschlicher Natur; Doch am Tag der Leiden Heulen nur die Heiden, Christen weinen nur. Seid ihr blind, Wie Heiden sind, Die, wenn Bruderleichen brennen, Keine Hoffnung kennen? Wahre Christen wehren Ungestümen Zähren Einen freien Lauf. Weckt man denn mit Sehnen, Händeringen, Thränen Einen Todten auf? Seelen, sagt, Die ihr verzagt: Ist denn eine Welt verdorben, Wenn ein Mensch gestorben? Nur, wenn Christen hoffen, Steht der Himmel offen; Aber Sündern nicht, Die verzweifeln wollen, Wenn sie warten sollen, Bis der Tröster spricht. Ruht der Freund, Den ihr beweint, Wenn er selig abgeschieden, Ruht er nicht im Frieden? Zwar auch Christen weinen Ueber den Gebeinen, Die die Gruft verschließt; Dich nur eine Zähre, Die dem Freund zur Ehre Und nicht ewig fließt. Denn ihr Blick Strahlt nach dem Glück, Das der Menschenfreund dort oben Kämpfern aufgehoben. Durch des Lebens Wüsten Wandern fromme Christen Hin nach Canaan. Und auf dieser Reise Ging, bedeckt mit Schweiße, Unser Freund voran. Bald wirst du Zur stillen Ruh' In das Land des Friedens gehen, Und den Bruder sehen. Brüder treffen dorten An des Himmels Pforten Ihre Brüder an; Und ein David brennet, Ewig ungetrennet, Gegen Jonathan. Eltern gehn In jenen Höhn Frommen Kindern, ihrer Freude, Jauchzend an der Seite. Es gescheh' dein Wille, Vater! seufz' ich stille Unter meinem Flor. Meine Augen schauen, Flammend vor Vertrauen, Zu dem Herrn empor. Träufle du Geduld und Ruh', Gleich dem Thau in dürre Wüsten, In das Herz des Christen.