Freundschaft Freundschaft, Himmelstochter, Komm und höre mich! Im geweihten Liede Göttin, sing ich dich. Laß von Sympathieen Meine Seele glühen, Daß von deinem Licht erhellt, Dir das Lied gefällt. In der Wüste trauernd Hat ein Menschenfreund Einstens vor dem Himmel Seinen Gram geweint: »Schöpfer meines Herzens, Kenner meines Schmerzens, Sprich, was soll dies Zittern hier, Dieser Drang in mir? Löw' und Wolf und Tiger, Wild und zahmes Vieh Haben für mich Armen Keine Sympathie. Felsen, Berge, Meere Füllen nicht die Leere, Hellen nicht die Dunkelheit, Die mein Herz entweiht.« Gott der Menschenvater Hört den Klager an; Und, mit Himmelsklarheit Lieblich angethan, Kam zum Menschenfreunde, Der in Wüsten weinte, Freundschaft. – Groß und gut und mild War der Göttin Bild. Ihre Lippe hauchte Sanft ins Menschenherz Mitgefühl für Freude, Mitgefühl für Schmerz; Seelen wurden Flammen, Schlangen sich zusammen, Und zum Herzenbilder drang Nun ein Zweigesang . Freundschaft macht die Menschen Gottes Engeln gleich, Macht sie froh im Kummer, In der Armuth reich; Und an ihrem Stabe Wandeln wir zum Grabe, Sprechen zu dem Freunde: dort Daurt die Freundschaft fort. Freunde, stark und dauernd Wie die Ewigkeit Ist die Brudertreue, Die ich Euch geweiht. Macht nicht Mädchenliebe Oft das Leben trübe? Nur die Freundschaft hat allein Ewig Sonnenschein.