Herzensergüsse An Gott. Dir! Erster! Letzter! Allgewaltiger Wesenvater, dir, Dir Schauer voll Huld Aus büßende Sünder! Dir Schauer voll Huld Auf mich, den büßenden Sünder! Dir fließe mein Lied innig und heiß, Wie der Liebe erste Zähre mir entfloß. Ehernen Bergen gleich Lag meiner Verschuldungen Last Auf mir! Weltrichter, auf mir! Ich sah den mächtigen Verkläger Satan stehn zu meiner Rechten. Hinauf schrie er zum Throne, Daß Gluthasche mit des Klägers Odem flog. Hinauf schrie er: Du bist heilig! Er deiner Heiligkeit Schändlicher Entweiher! Verwirf ihn! Du bist gerecht! Er soff das Unrecht In sich wie Wasser. Verwirf ihn! Du reiner, als das Lichtgewand, Das dich umgibt! Er ein Schlammbewohner, Von faulem Wasser Stinkender Sinnlichkeit träufend. Verwirf ihn! Du ein Gott voll Licht und Wahrheit, Er des Urdunkels Genosse, Ein Schmäher der gottgesandten Wahrheit! Deines Sohnes Schmäher! Deines Geistes Schmäher! Verwirf ihn! Gebiete dem ruhenden Donner An deines Thrones Fuße, Daß er zuck' und schlag' und tödte Den Empörer! Oder laß mich, Zaudrer auf deinem Richtthrone! Daß ich ihn hüll' in Wettergewölk, Und ihn fortwälz' unterm Geheul Und dem Wehausruf meiner Sklaven Hinab in der Hölle gähnenden Schlund! Daß ich ihn an meines Thrones Wurzel Schmiede mit ewigen Ketten; Daß ich ihn taufe mit Flammen Und ihn weihe zum Genossen der Hölle! Zaudrer deines Throns, Laß mich, laß mich, daß ich ihn weihe! Still ward's im Himmel. Ich hörte Die mächtige Klage Hinunterdonnern die Seele. Zersplittern wollt' ich den hallenden Schädel An den Felsenrippen meines Geklüfts; Aber deine voreilende Gnade, Erbarmer, Warf einen der erquickendsten Lichtstrahlen In meine Seele voll Nacht. Ich sank auf die Ziegel meines Kerkergrabs, Und Thränen stürzten, wie Blut, Auf die Ziegel meines Kerkergrabs. Wie Abbadonna fleht' Um der Vernichtung schreckliche Gnade; So fleht' auch ich, auch ich, Um der Vernichtung schreckliche Gnade! Denn unausstehlich war die Flamme, Die meinen Geist sengte. Ach Vernichtung! Vernichtung! Strecke die schwarze, eiserne Riesenhand aus, Quetsche mich, daß dem hangenden Auge Alle Thränen entstürzen auf Einmal. Daß dem leidenden Herzen Alles Blut entstürze auf Einmal. Daß meine Seele mit dem Gedanken: Ich habe beleidigt den Rächer, Den Ersten! den Besten! Beleidigt, beleidigt! Hab' meiner Schöpfung Zweck verfehlt – Daß mit diesem Gedanken Meine Seele zerfließe In des Undings grause Fluth; Daß ich mich mische mit dieser grausen Fluth, Meines Tropfens Bewußtsein vergesse. Ja, so fleht' ich, Erbarmer, vor dir! Aber, wie es Abbadonna scholl, Als die Stimme klang vom Throne: Abbadonna, komm zu deinem Erbarmer! So süß, so markdurchschauernd Scholl mir die Stimme vom Throne: Schubart, komm zu deinem Erbarmer! Wie einen Blitz sah ich Den mächtigen Verkläger Entstürzen dem Himmel: Nehmt das besudelte Gewand von ihm! Gebt ihm ein neues Kleid, getaucht Ins heilige Blut der Sühnung! Sprach Jesus Christus Stimme Und lächelte mir Gnade! Ach, wie mir's ward, wie mir's ward, ihr Brüder, Die ihr versteht des Geistes Geheimniß, Wie mir's ward; könnt ihr mir kaum In den Stunden der Weihe, Wenn ihr schwebt am Throne, Wenn ihr feiert den Anblick Der ewigen Liebe, das Lächeln der Gnade Am Antlitz Jesu, nachempfinden. Gott ist die Liebe! Gott ist die Liebe! So schrie ich, stammelt' ich Mit schnellen, geflügelten Worten. Gott ist die Liebe! Ach dann flossen andre Thränen, Als jene, die dort der Verzweiflung entstürzten. Süßer ist nicht die Thräne Des ewigen Wiedersehens Der Geliebten, als die Thräne Des begnadigten Sünders, Hingegossen im ersten Himmelentstürzten Gefühle Der allbelebenden Gnade. Und nun sei dir, dem Sündenversöhner, Dem Lächler der Gnade, Dem heiligen Quell aller Erbarmungen, Alles Muttergefühls, alles Vatergefühls Heiligem Quelle, dir sei, Und dem Lamme sei, das erwürgt ist, Und dem siebengeaugten Geiste, Der jede verborgenste Ader des unermeßlichen Leibes Der Schöpfung durchblickt, Der hohen mystischen Dreiheit sei Anbetung! und Lob! und Preis! Und die Herrlichkeit! Und ewiger Dank! und ewiger Jubel! Von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Hallelujah!