Stephanus Frei, wie ein Engel, stand er da, Der Mann vor seinen Richtern; Verborgne Wuth und Rache sah Aus grimmigen Gesichtern. Doch Stephanus erzittert nicht Und schaut mit glühendem Gesicht Hinauf zu seinem Mittler. Es sieht sein Sonnenauge weit, Weit über blauen Höhen Den Glanz von Gottes Herrlichkeit Und Jesum Christum stehen. Entzücken zittert durch die Brust, Er stammelt, aufgelöst in Lust: Ich seh' den Himmel offen. Nur seine Mörder knirschten Wuth Und blickten ihm Verderben! Und Stephanus! dein Märt'rerblut Soll ihre Steine färben. Jedoch, dein Seufzer steigt hinauf: Nimm meinen Geist, Herr Jesu, auf! Dann sinkst du stumm zur Erde. Und Felsenstücke stürzen schwer, Zermalmend auf ihn nieder; Doch seufzt er nicht, nur betet er Für mörderische Brüder. Er hebt die morsche Hand und spricht: Behalte ihre Sünden nicht! Sinkt nieder und entschlummert. Erbarmer, auf der finstern Bahn Des Todes darf ich hoffen, Daß meine Seele sprechen kann: Ich seh' den Himmel offen! Kann ich gleich nicht mit meinem Blut, So will ich doch mit Christenmuth Dich in dem Tode preisen. Doch, Vater, eh' ich sterben muß, Und kann fast nimmer reden: So laß mich noch, wie Stephanus, Für meine Feinde beten. Sein großer Seufzer flamm' in mir: Herr Jesu, nimm den Geist zu dir! Wer kann mich so verdammen?