Das schwangere Mädchen Gott, mit welchem Todesschauer Stieg ich über diese Mauer! Und wie starrt mein junges Blut Hier, wo meine Mutter ruht! Blickt herab, ihr Sterne Gottes, Blickt in diesen Hain des Todes, Wo ich armes Mädchen steh Und zu Gott um Gnade fleh. Mutter, hörst du meine Klagen? – Ach, was würdest du erst sagen, Sähest du im Sternenlicht Mein verbleichtes Angesicht! Ja, so geht's! ich hab vermessen, Mutter, deiner Lehr vergessen: Kind, sei keusch und fromm, – sprachst du, Ach, nun donnerst du mir zu. Denn ein Jüngling kam verwegen Mir mit Schmeichelei entgegen, Sprach von Treu und Tugend viel, Und ich Arme glaubt's – und fiel. Und nun eilt mit frecher Stirne In die Arme einer Dirne Der Verruchte, spottet, lacht, Daß er mich zu Fall gebracht. Ach, was machst du mir für Schmerzen, Würmlein, unter meinem Herzen! Gott weiß, wär mir's nicht um dich, In ein Wasser stürzt' ich mich. Mutter, ach erbarm dich meiner! Keiner ist auf Erden, keiner, Der mich trösten kann, als du; Ach, so sprich mir Tröstung zu! Doch ich bin zum Fluch geboren. Wer die Unschuld hat verloren, Ist nicht einer Mutter werth, Die die Tugend nie entehrt. Ha! was rauscht im Todtensande! Ist's ein Engel? – – Schande! Schande! Mein Verführer! – – Rette mich. Mutter, Mutter, rette mich! Engel, Engel, laß mich weinen Hier an heiligen Gebeinen! – Deines Jünglings Thräne fließt! Sieh, daß er kein Böswicht ist! Lieber Engel, ach verzeihe! Sähst du nur die heiße Reue, Hier im Busen glüht sie, hier! Engel, gern verziehst du mir! Hier bei deiner Mutter Grabe, Wo ich dich belauschet habe, Schwör' ich: dir – nur dir allein Ewig, ewig treu zu sein. Klagen laß mich nicht vergebens, Mach das Glücke meines Lebens, Ewig seist du – ewig mein! Alles, was ich hab', sei dein! Du verzeihst mir? – o Entzücken! Ach ich sah in deinen Blicken Thränen, Gottes Sternlein drin. Gott, wie ich so glücklich bin! Mädchen, komm, wir wollen knieen, Zwar hast du mir schon verziehen; Aber bet mit mir auch heut, Daß uns Jesus auch verzeiht.