Neujahrslied Im Waisenhause zu singen. Allvater, Gott und Herr der Zeit! Erhör' uns arme Waisen, Die dich voll Kinderherzlichkeit In einem Liede preisen, Einfältig ist's, doch fromm und wahr. Wir singen dies zum neuen Jahr. Erhör' uns, lieber Gott. Daß du vom Himmel niederblickst, Du Geist von unserm Leben; Daß du die ganze Welt beglückst, Nie müde wirst im Geben: Dafür steigt heut' im Zeitenlauf Der Waisen Dank zu dir hinauf; Erhör' uns, lieber Gott! Doch weil du, Gott, so gnädig bist, Und gibst uns ungemessen, Und wenn der Mensch auch Dein vergißt, Doch ihn nicht kannst vergessen; So flehen wir: Ach, wende nicht Von unsrer Welt dein Angesicht, Erhör' uns, lieber Gott! Streck aus der Wolke deine Hand Mit einem Sonnenschilde, Und schütze unser Vaterland Nach deiner Vatermilde. Lenk ab von uns des Mordgeists Wuth, Und seinen Durst nach unserm Blut. Erhör' uns, lieber Gott. Groß ist, o Vater, die Gefahr Für unsern Christenglauben. Die Frevler wollen vom Altar Das Kreuz der Sühnung rauben. Kühn schmähn sie Christum deinen Sohn. Steur' ihrem Wahn und ihrem Hohn, Erhör' uns, lieber Gott. Gib Fürsten, die dein Ebenbild Durch Unrecht nie entweihen: Sie seien Väter, streng und mild In ihrer Kinder Reihen. Verleih der lichtbedürft'gen Welt Aufklärung, wie sie dir gefällt. Erhör' uns, lieber Gott. Bewahr' uns deutsche Herzlichkeit Und alte Biedersitte. Die segenreiche Fruchtbarkeit Umstrahle unsre Hütte; Verhindre, daß der Geiz nicht nimmt, Was deine Gnade uns bestimmt. Erhör' uns, lieber Gott. Und mitten in des Lebens Drang Gib Trost aus deinem Worte. Macht uns die Todesstunde bang, So zeig uns Edens Pforte; Dort, wo kein Mondenwechsel ist, Wo keine Waisenzähre fließt. Erhör' uns, lieber Gott.