Die Liebe Weißt du, was die Liebe ist? Ach, ein Kind mit leisen Schwingen; Schwärmend bald und bald voll Scherz Müht es sich in jedes Herz Los' und luftig einzudringen. Zagend jetzt und jetzt voll Muth, Laulich jetzt und jetzt nur Gluth, Kennst du es? das ist die Liebe. Sag mir, wo die Liebe wohnt? In des Lenzes Duftgefilden Baut sie sich ein grünes Haus, Schmückt es bunt mit Blüthen aus Und mit zarten Traumgebilden. Ach, du brauchst es nur zu sehn Und schon haucht der Weste Wehn Dir ins Ohr: Hier wohnt die Liebe! Kennst du ihren Zeitvertreib? Tändelnd kos't sie mit dem Weste, Wiegt sich auf der Blüthen Duft, Baut sich träumend in der Luft Zauberische Goldpaläste, Mischt zu Schmetterlingen sich: Doch nicht lange täuscht sie dich, Denn ihr Spiel verräth die Liebe. Doch wie lebt das zarte Kind? Wie ein Bienchen schwelgt sie immer In der Blüthen weichem Schooß, Füttert sich mit Düften groß Und mit warmem Sonnenschimmer; Thränen die Aurora thaut Und der Weste Klagelaut Sind die stete Kost der Liebe. Weiß sie auch was Thränen sind? Wenn des Lenzes Rosenwangen Bleichend nach und nach verglühn, Wenn die Kränze nicht mehr blühn, Die um seine Stirne prangen, Wenn er scheidet von der Flur, Ach, dann weinet die Natur, Und es weint mit ihr die Liebe. Aber kennt sie auch den Tod? Wenn im Hain die Stürme brausen, Wenn, vom rauhen Hauch berührt, Jeder zarte Halm erfriert Und des Winters Mächte hausen, Dann muß alles Schöne fliehn, Und, um schöner aufzublühn, Senkt in's Grab sich auch die Liebe.