Am 7ten Januar 1817 1. Wenn ich den Geist zu hohen Zielen lenke, Und spät vielleicht die Enkel noch mich ehren, Wenn Scham und Muth und Treue mich verklären, Das kommt von dir, weil ich an dich gedenke. Und wenn ich mich in wilde Strudel senke, Wenn Wahn und Furcht und stürmisches Begehren Und Zorn und Schmerz mein Leben früh verzehren, Das kommt von dir, weil ich um dich mich kränke. Ach, wolltest du dein strenges Herz erweichen Und einst den harten Bann mit milden Händen, Mit süßem Kuß die innre Zwietracht lösen; Wohl dürft' ich dann den Göttern dich vergleichen, Die Gutes nur aus reicher Hand uns senden. Jetzt spendest du das Gute mit dem Bösen. 2. Wie eng der Kuß getrennte Lippen bindet, Daß Brust und Brust von einem Hauch sich heben, Und jeder Blick sich tief am hellen Leben Des nahen Blicks, der an ihm hängt, entzündet: So muß auch das, was Beyder Herz empfindet, Im süßen Kuß in Eins zusammenschweben, Bis Jeder sich, den er dahingegeben, Verschönert noch im Andern wiederfindet. So gieb mir denn des Herzens sel'ge Stille, Den klaren Sinn, des Lebens heitre Strahlen, Und nimm von mir das ewig rege Feuer; Aus Licht und Gluth nur keimt des Herzens Fülle; Und mußt du auch mit Schmerz das Glück bezahlen, Selbst für den Tod ist Liebe nicht zu theuer.