Am 17ten Julius 1813 Sinnend stand ich und still auf des Brockens öden Granithöhn; Kühn auf Felsen gestützt, wähnte sich sichrer die Kraft. Nebel umzog das Gebirg, und es floß grauwogende Dämmrung Rings durch die Tief', und es sank dunkel die zitternde Gluth. Fruchtlos schauten die Wanderer hin in's Thal, und es klagte Jeglicher, daß kein Dank lohne den schwierigen Pfad. Aber entzückt hob hoch sich der Geist des sinnigen Dichters, Und aus leichtem Gewölk schuf er ein Zaubergefild. Form und Gestalt rang schnell aus dem Nichts sich empor, und bedeutsam Tagte das Bild, ringsum wallte lebendiger Reiz. Berghöhn thürmten sich kühn, und auf zackigen Klippen erhob sich Dunkel der Wald, und es schwamm zitternd der silberne See. Inselchen lockten mit stillem Gebüsch; leichtschwankende Nachen Wiegten zum heimlichen Sitz harrender Liebe sich hin. Wiesen verbreiteten rings ihr Blüthengewand um des Flusses Rollende Fluth, und es schwieg ruhend das schattige Thal. Alles erschien mir fern wie ein freundliches Land der Verklärung, Und nicht sterbliche Lust lächelte dort mir herab, Denn schon schwamm die erbleichende Gluth tief unter der Dichtung Leuchtender Welt, stets hob höher das Bild sich empor, Herrlicher säumte sich stets mit flammendem Golde der Sehnsucht Wundergebiet, stets ward dunkler das irdische Thal. Ach, da dacht' ich an dich, Holdselige, welche des Freundes Nächtlichen Gram so oft mischte mit dämmernder Lust. Wehmuth lächelte still mir im sinnenden Blick; wohl fühlt' ich Tieferen Schmerz; doch fern tagte mir zartere Lust. Sieh, du schautest herab aus dem lichten Gewölk in des Sieges Goldenem Kranz; dein Blick lächelte ruhig und mild. Sterne blinkten empor, wie du lächeltest, tröstende Sterne, Raschaufstrahlendes Licht folgte der winkenden Hand, Glanzreich wölbte zum Thor sich des Friedens heiliger Bogen, Und aus Morgengewölk ebnete hell sich die Bahn. Mächtig ergriff den verlangenden Geist stillschweigende Sehnsucht, Dich nur sah ich, und dich fühlt' ich im Herzen allein; Nächtlich versank um's hohe Gebirg mir die dämmernde Welt rings, Doch hoch über mir hob klar sich der himmlische Dom. Ach, wohl blühet nur dort mir die Rose des Glücks, und der Hoffnung Leitstern dämmert nur dort leise dem Herzen empor! Bist du doch keusch und rein, wie die Lilie heiliger Engel, Spielt im Auge dir doch ruhig die selige Gluth, Rinnt doch sanft, wie ein zartes Gedicht von der friedlichen Zukunft, Durch des betäubenden Wahns Wellen dein Leben dahin! Ach, dich lieb' ich allein, dich trag' ich ewig im Herzen: Doch stets kettet die Scheu zagend den irdischen Wunsch, Und stets scheinet, je kühner mein Geist aufstrebt zu der Schönheit Hellerem Licht, dein Geist höher und herrlicher mir! – Doch, da senkte die Sonne sich ganz; schwarz wogte die Nacht auf, Graunvoll tobte der Sturm über die Haide daher, Kein trostkündender Stern durchblinkte den trüberen Nebel, Und in finsteren Duft senkte dein Bild sich hinab. Traum nur ist und Schatten das Heiligste; luftiger Wahn nur Leitet die Welt, und das Herz spielt mit betrüglichem Nichts; Was es gewann, ist glänzender Schaum; schnell flattert des Zufalls Lüftchen heran, und es flieht spottend das ewige Gut. –