Am 25sten December 1814 Was spielst du, holder Quell der Lieder, So sehnsuchtsvoll in meiner Brust? Nie spiegelt sich der Lenz der Lust In deiner hellen Tiefe wieder! Du Zauberglanz der Liebesstunden, Du Dämmrung zarter Träumerey, Du blühender, du gold'ner May, Wie bist du schnell dahin geschwunden! Du Born, worin das Bild der Liebe In ihrem Bilde mir erschien, Wie schwimmt auf deinem feuchten Grün Der Himmel jetzt so schwer und trübe; Verschwiegnes Thal, wo mir am Morgen Der schönste Traum der Liebe kam, Wo mir der Abend Alles nahm, Du liegst wohl tief im Schnee verborgen! Du Kranz aus frischem Eichenlaube, Den tröstend mir das Mitleid wand, Du schmerzliches, du süßes Pfand, Du ruhst nun längst verwelkt im Staube! Ihr, die mein heimliches Verlangen Als zarte Boten oft enthüllt, Ihr Mayenblümlein klar und mild, Ihr seyd wohl längst dahingegangen! Doch hat euch Liebesthau befeuchtet, Und Liebe hat euch abgepflückt, Und Lieb' euch traurend angeblickt, Als ihr den Kelch zum Tode neigtet! Nach meiner Lust wird Keiner fragen, Und Keiner ahnet meine Noth, Und Keiner weint um meinen Tod! – Brich, armes Herz, du darfst nicht klagen!