An den Hofrath T – Am 8ten May 1816. Frühling, klagen wir oft, wie schwindest du schnell aus dem Leben, Und wie schwindet mit dir, was du geschaffen, dahin! Wünsche verliehst du uns nur und hochaufstrebende Hoffnung; Aber das kältere Herz spottet der kindischen Lust, Und was fröhlich und frey sich ergötzt in beweglicher Willkühr, Neigt in den Banden der Pflicht welkend das blühende Haupt. – Thöricht scheint mir der Wahn, der am fliehenden Bild der Erscheinung Hängt und den waltenden Geist, der sie beseelte, vergißt. Einmal nur rinnt flüchtig das Gold in erzitternden Wellen, Lieblich, mit farbigem Glanz, spielen die Flammen umher; Doch dann ruhet es lauter und fest in gediegener Klarheit, Und in sichrer Gestalt bindet und lenkt es die Welt. Kraft und Liebe bewegen den Lenz; doch schwindet die Kraft denn, Schwindet die Liebe dahin mit der vergänglichen Lust? Mag auch die Blüthe verwehn, sie nähren in heiligen Tiefen Auf dem verborgenen Heerd ewig die schaffende Gluth, Schmücken im schwüleren Sommer das Feld mit der goldenen Garbe, Ziehn um den herbstlichen Baum üppige Reben umher, Und wenn zögernd der Winter genaht, dann pflegen sie freundlich, Bis sich das eisige Band löst, den unsterblichen Lenz. Laß denn schwinden die Bilder der Lust und der fröhlichen Jugend Grünende Kränze, die einst heiter das Haupt dir geschmückt; Welk auch freuen die Kränze dich noch, und die holden Gestalten Blühen in friedlicher Brust stiller und sinniger fort. Denn nicht scheidet das Leben von uns, wir scheiden vom Leben; Nicht durch den Gott, es erlischt nur durch den Priester die Gluth. Herrliches ward dir verliehn, und herrlicher gabst du es wieder; Schwand auch Manches, es bleibt, weil du es bildetest, dein. Hegst du doch stets in dem Herzen die Kraft, die das Schöne geboren, Hegst du die Liebe doch stets, welche das Schöne beseelt.