7. Festmorgen Singen möcht' ich Liederweisen, Meinen Herrgott möcht' ich preisen, In dem Tempel möcht' ich stehn. Und doch läßt sich in die Runde, Auf den Umkreis einer Stunde, Nichts als diese Schenke sehn. Werde sie mir denn zur Klause, Werde sie zum Gotteshause! Welche Stelle predigt nicht? Wo sich ernster Sinn erweitert, Sich mit Himmelslichte heitert, Fehlt Altar und Kanzel nicht. Warum sollt' ich mich besinnen – Horch! wie lärmt es schon da drinnen! Schwarz von Bauern sitzt die Bank. Und was hör' ich! sich zur Plage Macht dies Volk die Feiertage, Und der Glaube wird ein Zank. Wie der Lutheraner mächtig Demonstrirt, wie er bedächtig Spruch um Spruch zu Schlüssel sucht! Wie der Katholik ihm knurrend Ausweicht, und verdrießlich murrend Ketzer in die Hölle flucht! Nein! hier kann ich auch nicht beten, Muß verstimmt bei Seite treten. Den im Winkel sprech' ich an, Der vom ganzen Streit nichts hörte, Der nur Augen, ungestörte, Heftet auf den Korduan. Hand auf Schulter, bessern Mutes Sprech' ich: »Christ, was liesest Gutes?« Und ich schau' ihm in den Text. – Ist dies Haus nicht europäisch? Welch ein Dämon hat Hebräisch Auf das Psalmbuch hingehext? Bin ich im gelobten Lande? – Herz, gesteh zu deiner Schande, Vor dem Juden scheuest du! Heiß' den Bruder doch willkommen, Freue dich mit diesem Frommen, Halte mit ihm Sabbathsruh!