Liebe im Winter An Thekla. Sie ist o schön, des Winters stille Gegend, Wann rings die Flur im Schnee sich blendend hebt, Und über ihr, den lichten Kreis bewegend, Der Mond mit seinem Sternenheere schwebt: Der Wandrer liebt die Fluren zu durchschauen, Nicht Wärme sucht er und nicht Frühlingsduft, Ihm gnügt die Gabe dieser kühlen Auen, Des Himmels Stral und eine reine Luft. Da wandelt mir vor meinen kühlen Sinnen Dein liebes Bild vorüber als ein Geist, Und all mein Wesen wird ein stilles Minnen, Ein leises Lied, das deine Güte preist. Ich liebe dich, wie jene goldnen Sterne In ihrem Stral, der ohne Gluten glänzt, Wie jenen Aether, der in dunkler Ferne Mit liebevollem Blau das All umgränzt. Es blüht nicht üppig unter deinen Füßen Die Flur zu einem Blumenwald empor, Und von den kahlen Bäumen tönt kein Grüßen Von frohen Vogelsängen in dein Ohr. Du blühst allein auf diesen weiten Feldern, Vom weißen Schnee verkläret und verschönt, Ein Schweigen herrscht im Thal und auf den Wäldern, Und deiner Züge Harmonie nur tönt. Soll ich des Schönen Lieblichkeit gewahren, So mag es wuchernd unter Blumen blühn; Doch soll sich seine Hoheit offenbaren, So muß es einsam in der Nacht erglühn. Will sich die Liebe ganz als Fürstin zeigen, So flieht der Lenz, die fremde Blume fällt, Empor aus totem Eise muß sie steigen, Ein Blumenbeet, ein Frühling, eine Welt.