Ein Vorbote Im Café Greco trinken spät Zu Rom die Künstler plaudernd. Die Thür sich in der Angel dreht, Ein Diener naht sich schaudernd. »Woher noch, Mensch, so bleich und stumm? Ist Mord los, oder Feuer?« – »Herr! in Thorwaldsens Studium, Dort ist es nicht geheuer!« Und bei dem Namen – weiß nicht wie – Die Herzen ernster schlagen; Des greisen Meisters denken sie Im fernen Kopenhagen. »Was ist's?« – »Mich führte spät am Tag Ein Auftrag, Herr, zur Stelle; Da hört' ich drinnen Meißelschlag Und rief: mach' auf, Geselle! Kein Wort. Mein Schlüssel thut mir auf: Im Vorplatz nichts zu schauen, Doch hinterm Umhang, drauf und drauf, Da meißelt's, mir zum Grauen. Ich schlüpf' hinein; der Saal ist leer, Ganz öde, Mondenschimmer. Vom zweiten Vorhang schallt es her, Vom Heiligtum im Zimmer. Dort, wo ich oft den alten Herrn So mutig hämmern hörte, Mit Frag' und Sendung gar nicht gern In tiefer Arbeit störte. Ich mußt' hinein – da schwieg der Laut; Doch sah ich jetzt Gesichte: Denn Bild an Bild herunterschaut Beseelt im Mondenlichte. Und Lippen rührten hier und dort Sich, marmorne, zum Klagen, Als wollten sie ein schrecklich Wort, Ein schrecklich Wort mir sagen! Wenn Totes, Herr, lebendig wird, So will der Tod an's Leben! Ein Lufthauch zieht, ein Käuzchen schwirrt; Ich eilte weg mit Beben.« Nachdenklich hört's der Künstlerkreis, Doch zwinget Scherz das Grausen: »Nicht mach' uns da Gespenster weiß, Wo nur die Genien hausen! Hebt hoch den Kelch! stoßt an mit Macht! Thorwaldsen lebe, lebe! Zerreißt der abergläub'schen Nacht Ihr närrisch Traumgewebe!« Des Meisters treuster Schüler saß Allein verstummt im Bunde; Beiseite ließ er stehn das Glas, Und merkt sich Tag und Stunde. – Und wieder – ohne Sang und Klang – Die Künstler sind beisammen; Ein Flüstern geht den Reihn entlang, Und Totenkerzen flammen. Dort in Thorwaldsens Studium Beweinen sie den Vater. An jenem Abend sank er um Im dänischen Theater. Des Künstlerlebens klarer Strom Verrann im heim'schen Sunde. Die Seele, scheidend, flog nach Rom, Bracht' ihren Werken Kunde.