2. Zeitgedichte Zum 18. October 1814 Wie sollen wir ihn recht begehen Den Tag der Freiheit? fragt nicht lang! Seht ihr die Tempel Gottes stehen, Hört ihr der Morgenglocke Klang? Erst tretet in der Kirche Mitten, Und weiht ihn mit Gebeten ein; Sie haben ihn mit Gott erstritten, Mit Gott soll er gefeiert sein. Fängt es dann lichter an zu tagen, So geht an deutschem Feld vorbei, Und laßt von jedem Thal euch sagen, Von jedem Hügel: wir sind frei! Winkt gleich kein Segen von den Reben, Scheint gleich die Sonne nicht mehr warm: Sieg, Freiheit, Friede, Lust und Leben, Wem solches ward, der ist nicht arm. Und Manchem liegt vom edlen Weine Noch viel in tiefer Keller Schacht; Bei Sonnen- und Kometen-Scheine Wuchs er gedeihlich Tag und Nacht. Noch in der Knechtschaft uns geboren Lag trüb im Faß der beste Wein, Doch hatt' er kaum erst ausgegoren, Da glänzt' uns Moskau's Flammenschein. Drauf zugenommen von der Stunde Hat er an süßer, deutscher Glut, Und als von Leipzig kam die Kunde, Bot er begeisternd seine Flut. Und nun, da ringsum die Gefilde In Ruhe feiern, frei und frank, Hat er zur Kraft gesellt die Milde, Ein rechter deutscher Friedenstrank! Heut' spendet eure reiche Habe, Vertheilet ihn mit rechtem Maas, Und schenket von der Gottesgabe Dem ärmsten Bruder auch ein Glas. Vergeßt am heil'gen Tage Keinen! Auf Alle ließ der Herr der Welt Der Freiheit Sonne niederscheinen, Ein Fest sei Allen heut bestellt. Von Hohen töne dann und Niedern Ein fröhlicher Zusammenklang, Ein Lebewohl gefallnen Brüdern, Dem freien Volk ein Lebelang!