Der May Du Freudenbringer, schöner May, Erquicker mit dem Blüthenkranze, Du wehest Brust und Athem frey Und hebst den Fuß zu Florens Tanze; Sey uns willkommen, schöner May. Die ganze Jugend der Natur Wallt wonnejubelnd dir entgegen, Und singt durch die erwachte Flur Und badet sich in deinem Segen, Du schönster Jüngling der Natur. Das Lächeln ist dein Morgengruß, Selbst Leben für Empfindungslose, Und Blumen blühn um deinen Fuß, Vor ihrer Königinn, der Rose, Zur Feyer deinem Morgengruß. Bewegst ambrosisch du das Haupt, So wallt Beseelung durch die Lüfte, Wird rund umher der Hain belaubt, Gießt Heilung sich durch alle Düfte, Du Arzt, von deinem Götterhaupt. Gewürzhauch bebt von deinem Haar, Und in dem Heiligthume hallen Um deinen magischen Altar Durch Blüthenflocken Nachtigallen Dem schönen neugebornen Jahr. Der Knabe brach die Schranken los, Die ihm der Schuldespot gezogen, Und ist in deinen Blumenschooß, Voll deines Zaubers, hingeflogen, In seinem Taumel kühn und groß. Das Kind entschlüpft der Mutter Hand, Und springt und fliegt und schreyt vor Freude; Die Mutter folget unverwandt Dem Liebling in dem Flügelkleide, Und jauchzt mit ihm an deiner Hand. Die Weisheit läßt ihr Schulgesicht Sehr weislich in dem Bücherstaube, Und trinket dein verklärtes Licht Zur Stärkung in der Rosenlaube, Aus welcher deine Weihe spricht. Du machst die Armen alle reich Durch deine Schätze der Gefilde, Despotenseelen sanft und weich, Und selbst den härtsten Harpax milde, Und alle Menschen menschlich gleich. Du gibst dem Greise neuen Muth, Und glättest seiner Stirne Falten; Er opfert dir mit raschem Blut Den Stab, an den er sich gehalten, Und schreitet fest in deiner Gluth. Der Jüngling stürmt auf deinen Ton, Als hätt' er Nectar schon getrunken, Um schöner Thaten schönen Lohn Empor mit seinem Götterfunken, Und dünkt sich des Olympus Sohn. Nennt jetzt dem Mann die große That, Aus der das Heil der Menschen tagte, Er hielte nur Secunden Rath Und flöge glühend hin und wagte, Warum ihr Genius ihn bath. Du machest jedes Mädchen schön, Das nicht die Parzen früh verdammten; Und alle Venenschläge gehn, Wie in ätherischen Entflammten, In lichten zauberischen Höhn. Dein Blick begeistert die Natur Weit über jede Dichterseele; Der Dichter schafft den Gott der Flur, Den Gott des Hains, den Gott der Höhle: Dein Geist vernimmts, und lächelt nur. Wem jetzt des Himmels Stimme nicht, Jetzt in des Jahres schönster Jugend, In seine Felsenseele spricht, Ist ewig todt für alle Tugend, Und ohne Rettung Bösewicht. Der Funke, der das Leben hält, Wird jetzt in jedem Busen freyer, Durchbricht die Fesseln seiner Welt Zu seines Ursprungs Jubelfeyer, Und dringt empor zum Sternenzelt. Geheimnißvoller, der sie schuf, Laß nie in mir die Flamme sterben, Laß zu dem heiligsten Beruf Die Kraft vom Mann den Greis einst erben: Was frag' ich nach dem Quell vom Huf!