Abendgefühle Der Abend wallt hernieder, Die Silberwolke thaut; Stumm sind des Haines Lieder, Der Berge Blau ergraut, Bewegt vom Abendwinde Wiegt sich der Blüthenzweig Der duftgefüllten Linde Im mondbeglänzten Teich. Laut stürzt die Felsenquelle Von Silberstaub' beschäumt, Hin in des Stromes Welle, Vom Abendroth besäumt; Dumpf hallt aus öder Ferne Des Uhus wildes Schrei'n, Bleich flimmern Mond und Sterne Im dunklen Kirchhofs-Hain. Der Tag, im Nebelschleier Der Dämm'rung eingehüllt, Malt mir mit ernster Feier, Melancholie! dein Bild. Wie schwebt so matt, so traurig Der blasse Mond empor. Wie tönt so ernst, so schaurig Der Unke Ruf im Moor! Wie melancholisch flüstert Der kleinen Grille Lied, In leiser Stille knistert Das falbe, dürre Ried. Ich seh', gestimmt zur Trauer, Dort blaue Flämmchen wehn, Und Geister an der Mauer Im Leichgewande stehn. Hier, wo mich ernster Schauer Mit kalter Hand ergreift, Und jedes Bild die Trauer Der bangen Seele häuft, Hier schwinden, wie Atome, Vor meines Geistes Blick Die täuschenden Fantome In ihre Nacht zurück. Das Schlummergrab der Müden Rust laut und wahr mir zu: »Hier herrschet ew'ger Frieden Und nie gestörte Ruh!« Hier seh' ich klar und helle Die Welt, ihr Schatten-Glück; – Zu seines Urstoffs Quelle Sehnt sich mein Geist zurück!