Morgengefühle Bebet leis', ihr Harfentöne, Rührend, wie die Andacht fleht, In des jungen Morgens Schöne Werde mein Gesang Gebet! Möchten in der Andacht Feier Mich Entzückungen durchwehn, Mein verklärtes Auge freier Dieses Morgens Schönheit sehn! In des Waldes Tempelhallen Singt ein Nachtigallen-Chor, Von der Erde Altar wallen Opferdüfte hoch empor! Von der Sonne Gold umflossen Glüht der ernste Eichenhain, Von dem Blüthenschnee umgossen Prangt der frische Blumen-Rain. Süsse Ruhe, stiller Friede Grüsst die lebenvolle Flur, Weht im hehren Morgenliede Durch die Kreise der Natur! In dem Schauer ihrer Feier Schwindet jeder Erden-Schmerz, Grösser, glücklicher und freier Fühlt sich das bewegte Herz! O, wo giebt es ein Entzücken Das aus rein'rer Quelle quillt, Das so sehr, wie dies Entzücken, Meines Herzens Sehnsucht stillt?