Am Geburtstage meines Gatten Wie die Freudenthräne zittert In dem wonnetrunknen Blicke, Wenn die Ahnung der Verklärung Hehr vor meiner Seele dämmert; Freund! so beben heut im Auge Thränen, die dem Hochgefühle Nie empfund'ner Lust entströmten, Heute, an dem frohen Morgen, Wo das rege Gold der Sonne Dich zum erstenmal begrüßte, – Hör', o Freund, an diesem Tage, Meines Herzens heiße Wünsche: Nicht ein Guth, so schön wie jemals Sich die Fantasie es malte, Dessen Schloß von Marmorsäulen Ueber Wälder von Zitronen Seine stolzen Gipfel streckte, Wo im Pomeranzen-Haine Schäumende Kaskaden springen, Und von Hellas großen Meistern Alle Götter und Göttinnen In erhabnen Marmorformen Zwischen Lorbeerbäumen prangen, – Nie erflehten meine Bitten Pracht und Schimmer von Fortunen! Soll ich Dir die leisen Wünsche Meines Herzens treu verrathen? O! so höre, was am jungen Morgen, unter Maienblüthen, Was am Mond-beglänzten Abend In der Dämmrung milder Bläue Meinem tiefgerührten Herzen, Schwelgend in den süßen Freuden, Die für weichgeschaffne Seelen Reichlich die Natur bereitet, Was für Wünsche ihm entstiegen. Dort in Pomeraniens Auen Eine Wohnung still und ländlich, Wo die nahen bunten Fluren Jede Aussicht lachend malten, Wo sich goldne Saaten beugten Von der Last des reichen Seegens, Wo Pomonens süße Früchte Uns zu köstlichem Genusse Allenthalben golden winkten, Einem Göttersitze ähnlich, Wollt' ich sie für uns bereiten; Unterm Duft der Silberblüthen, Eingewiegt vom Quellgeriesel, Und von Filomelens Flöten, Würden uns die Sommernächte Unter süßen Träumen schwinden; Frühe mit Aurorens Purpur Würden unsre Morgenopfer Auf zum Thron der Gottheit steigen; An der Quelle, die sich schäumend Zwischen Moos und Veilchen stürzte, Würden wir dem Perlgestrudel Und des Bachs Geriesel lauschen. Nach des Tages heiser Schwüle Würden wir im kühlen Schatten Unsrer Rosenlauben ruhen, Oder Arm in Arm geschlungen, Bei Dianens blassem Lichte, Unterm Sternenschimmer wallen; Unsre kleinen weißgelockten Kinder würden uns umhüpfen Und so heiter, wie der Sonne Sinkend Abendgold, uns lächeln; Ruhe, Unschuld, Einfalt würde Uns und unsre Kleinen schmücken. Fern von allem Pomp der Städter, Würde niemals uns gelüsten, Ihres Rausches zu genießen; Mit uns selbst in süßem Frieden Würden wir die reinen Freuden, Die Genügsamkeit und Tugend Immer um sich her verbreiten, Aus der reinsten Quelle schöpfen. Froher Scherz und ernste Weisheit Würden unsre Stunden theilen, Unsres Daseyns Raum verschönen. Oft würd' ich, bekränzt mit Rosen, Mich im Eichenhain verstecken, Hätt' ich dich genug genecket, Würd' ich dir in grünen Grotten Lachend in die Arme hüpfen. O wie würd ich mit Entzückung Und mit nassem Freudenblicke Zum Olympus heiter schauen, Und die Stunden dankend segnen, Die ich der Natur im Schoose Still und unschuldsvoll verlebte! Freudig würden mich besuchen Alle Grazien und Musen, Meiner Harfe goldne Saiten Würden Wonnelieder tönen; Bei des holden Frühlings Nähe, Würden sie bald Jubel rauschen, Bald in süßer Wehmuth Schmerzen Durch der Töne sanfte Klage Leis' verrathen die Gefühle Meiner tiefgerührten Seele. Fern von jener Menschen Menge, Die in alle Formen passen, Würden reiner, voller tönen Meiner Harfe Jubellieder! Dich, o Freund! mit weißen Haaren Lebensfroh an meiner Seite Sehn zu wallen, ist der Erste Unter meines Herzens Wünschen; Noch an deines Lebens Abend Sollst du wahr und treu bekennen, Daß Elisa ihre Freuden Suchte nur in deinem Glück! –