An das scheidende Jahr 1800 Hebe weg die Thränenblicke Von dem Schimmer dieser Welt; Monde schwinden, Jahre wechseln, Auch des letzten Sandkorn fällt; Unaufhaltsam eilt's von hinnen, Und sein Abschied naht heran, Sieh! die letzten Tropfen rinnen In den grossen Ozean! Fleug dann hin mit allen Leiden, Die dir Krieg und Elend gab, Sinke in den Strom der Zeiten, Hin in deiner Brüder Grab; Birg in deinen dunkeln Fluthen Jede That, die Prüfung scheut; Nur die Redlichen die Guten Kröne mit Unsterblichkeit! Auf der Hofnung goldnen Flügeln Schwebe, neues Jahr! heran, Schütze kräftig jede Tugend, Scheuche Vorurtheil und Wahn; Um die Unschuld zu erretten, Sprich dem kühnen Frevler Hohn, Brich der Tyrannei die Ketten, Stürz' das Laster von dem Thron! Dring' in öde Kerker-Grüfte, Wo verjährtes Elend weint, Reiche grossmuthsvoll die Rechte Zur Versöhnung jedem Feind! Schone nicht, wenn Neides Geifer Frech verleumdet, schone nicht! Reiss ihm mit gerechtem Eifer Kühn die Larve vom Gesicht! Zeige klar des Heuchlers Hülle, Wenn er kriechend Lob erstrebt, Winde dem Verdienste Kränze, Das in stiller Grösse lebt! Wecke himmlisches Erbarmen, Das, Gott ähnlich, Hülfe bringt, Wenn verzweiflungsvoller Armen Wilder Schmerz die Hände ringt! Ström' in die gebrochnen Herzen Stillen Frieden – Seelenruh: Führe lebensmüde Waller Ihrer stillen Heimath zu. Male, wenn der Sehnsucht Leiden Von gebleichten Wangen spricht, Ihr des Wiedersehens Freuden In der Hoffnung schönstem Licht! Nach zwölf Trauerjahren führe Uns den goldnen Frieden zu; Bringe mit der Friedenspalme Ueber Deutschland Glück und Ruh; Reife für der Traube Kelter Süssen Most auf Rebenhöh'n; Ueber blutgedüngte Felder Müssen goldne Saaten wehn! Hehr und hoch wird dann dein Name Ueber deinen Brüdern stehn, Nicht im grauen Strom der Zeiten, Bald vergessen, untergehn; Von beglückten Nationen Werden Hymnen dir geweiht, Die dich, würdig zu belohnen, Krönen mit Unsterblichkeit!