Wiegenlied Im Namen einer Freundin Schliess' die blauen Augen zu, Schlummre sanft in süsser Ruh, Holdes Kind der Liebe! Dich umschliesst mein treuer Arm, Unaussprechlich süss und warm Ist die Mutterliebe. Schliess' die Aeuglein zu geschwind! Hörst du, liebes süsses Kind? Schlummr' in frohen Träumen, Wie die Unschuld, sanft und süss, Einst im goldnen Paradies Unter Lebensbäumen! Dann erwach' zu neuer Lust, Freudig reich' ich dir die Brust: Trink in langen Zügen! Deine Mutter stillet dich, Keinen Miethling liess sie sich Rauben dies Vergnügen. Welch Entzücken, welches Glück, Wenn dein froher satter Blick Dankbar mich belohnet. Wenn Bewustseyn: »meine Pflicht, Theures Kind! versäumt' ich nicht,« Mir im Busen wohnet! Rosen glühen, Blüthen weh'n Allenthalben wunderschön Ueber Thal und Höhen! Fürchte nichts, ich bleibe hier, Bleibe, bis du kannst mit mir Durch die Fluren gehen! O der Wonne, die alsdann Unsrer harret, kleiner Mann! Wenn im Frühlings-Fächeln Deine seidne Löckchen wehn, Deine Blicke, zart und schön, Mir im Grünen lächeln! Und wenn deines Vaters Arm Uns dann liebevoll und warm An den Busen schliesset! – Seiner Züge holder Blick Stralt aus deinem mir zurück, Sehnsuchts-Thränen! fliesset! Hier an meiner treuen Brust Weih' ich dich zu Schmerz und Lust Für dies Erdenleben! Werde deiner Väter werth: Was den Mann von Tugend ehrt, Sey einst dein Bestreben!