An die Ruhe Stille Ruhe säuselt nieder Von des Himmels goldnen Höh'n, Einsam tönen meine Lieder, Wie der Abendlüfte Weh'n. Ju der Dämmrung Nebelschleier Stirbt des Tages letzter Blick. Meine Seele athmet freier Stiller Ruhe süßes Glück. In der Schöpfung weiten Kreisen Herrscht sie segnend überall; Sie verklärt den Blick des Weisen, Glänzt in Lunens blassem Stral; Tröstend lispelt sie dem Müden: »Nur in meinen Schatten wohnt Jener hohe Seelenfrieden, Der mit froher Hoffnung lohnt!« Heil dem Edlen, der dich immer Sich zur Lieblingin erkohr, Ueber seines Glückes Trümmer Blickt er hoffnungsvoll empor. An den heiligen Altären Wo er Opfer dir gebracht, Nennt er Schatten und Chimären, Was den Thoren glücklich macht. Lächle mir in deiner Schöne, Ruhe, Himmels-Königin! Nimm zum Dank die süßen Töne Meiner goldnen Harfe hin; Lächle mir in deiner Milde, Wenn ich matt vom Weltgewühl Schmachtend steh' vor deinem Bilde, Mit gesunk'nem Selbstgefühl. O dann winke mir zur Wonne, Die den Weisen selig macht, Und mit jeder Morgensonne Himmlisch ihm entgegen lacht. Seine Ruhe wird vom Neide, Wird von Schmähsucht nicht getrübt, In ihm selber wohnt die Freude, Die die ganze Welt nicht giebt.