An meine Tochter Karoline Beate, vermählte Duncker Dein gedenk' ich, wenn am jungen Tage Rosenglanz die Silberwolken malt, Wenn bei Philomelens spätem Schlage, Luna mir in's öde Zimmer stralt; Dein gedenk' ich, wenn der junge Frühling Mir zu neuen süssen Freuden winkt, Dein gedenk' ich, wenn mein Geist entfesselt, Sich empor zu seinem Schöpfer schwingt! Dein gedenk' ich, wenn, im Hochgefühle Einer schönen That, mein Busen glüht; Dein gedenk' ich, wenn im Weltgewühle Hier und da mir noch ein Blümchen blüht; Dein gedenk' ich, wenn in heil'ger Stille Holder Musen Nähe mich entzückt, Mich in hohen dichterischen Träumen Eine neugeschaffne Welt beglückt! Dein gedenk' ich, wenn die laute Freude Die Natur in ihre Arme nimmt, Dein gedenk' ich, wenn im Schmuck der Freude Der Olymp in Rosengluten schwimmt, Wenn im Schauer ernster Mitternächte Furcht und Zweifel wechselnd mich ergreift, Und der Engel mit gesenkter Fackel Die Phantome meines Geistes häuft! Dein gedenk' ich, wenn in dunklen Tagen Bange Schwermuth traurig mich beschleicht, Und Dein Name tönt in meine Klagen, Wenn durch Körperschmerz mein Leiden steigt; O! dann hebet zärtliches Verlangen, Dich zu sehn, empor die bange Brust, Träumend seh' ich Dich an meinem Herzen, Im Entzücken lang' entbehrter Lust!