Frühlingsgefühle des edlen Forstmannes Dem Herrn Forst-Conservateur von Wildungen geweiht Die Sonn' erglüht an Ostens Purpursaum; In ihres Aufgangs stiller Majestät Verkläret sich die neugeschaffne Welt. Entschleiert von der Berge grauem Duft Taucht sich der Eichenwald in ihre Glut; Schon schwimmt ihr Gold im reinen Perlenthau, Auf stolzem Ross eilst du beflügelt fort, Dem frischen Wald und seinen Freuden zu: Mit holdem Blick begrüsset Phöbus dich Wenn er aus Thetis Schoosse sich erhebt Und die Natur mit neuen Reizen schmückt; Es tönet dir aus grünen Hallen süss Der Nachtigall melodischer Gesang, Und hoch in blauen Lüften jubelt laut Die Lerche, die die nahen Wolken grüsst! Dich überschneit des Lenzes Blüthenschmuck, Von Zephyr sanft entgegen dir geweht, Ein reinrer Aether wogt im lichten Strom; Du trinkest ihn mit wonnetrunknem Blick Und feierst das Erwachen der Natur! – O dreimal selig ist der Edle, der Beglückt mit einem höhern, reinen Sinn Für dich, o schöne heilige Natur! Zu einem Gott zu träumen sich vermag! Dies Glück, mein edler Freund! geniessest Du, In seiner ganzen Fülle ist es Dein! An Freuden, die der Thor nicht kennt, so reich, Wallst du entzückt durch die verjüngte Flur, Und fühlest ganz des Frühlings Morgenpracht, Das leise Wehen einer schönern Welt! Denn schwelgerisch enthüllet die Natur Dem feinen Kenner ihren hohen Reiz. Du eilest, wenn des Mittags Schwüle drückt, Dem kühlen Schatten hoher Eichen zu; Wie königlich auf Blumen hingelehnt Behagt im Grünen Dir Dein einfach Mahl, Gewürzt vom kräft'gen Hauche der Natur, Und einem Sinn, erfüllt mit Götterlust! Dryaden fächeln sanft Dir Kühlung zu, Zum Wiegenlied wird Dir ihr luft'ger Tanz, Und bald beschleicht ein süsser Schlummer Dich, Der Träume lieblichster, der Dich umschwebt, Entrückt Dich zaubernd ins Elysium! So wandelst Du im Tempel der Natur, Ein unumschränkter Herr in ihrem Reich, Bis hinterm Berg die Abendsonne sinkt, Die seine Spitzen malerisch umwallt, Und segnend, wie ein guter Genius, In Thetis Schoos zur Ruhe niedersteigt. Der Abend dämmert schon; ein grauer Duft Erhebt sich aus den bunten Wiesen schon. Die Tannenwipfel flimmern matt im Glanz, Den Luna über Berg und Thäler streut; In magischer Beleuchtung blitzen sie Ein sanftes Silberlicht auf Deinen Pfad! Zum Aufbruch winkt der holde Hesperos, Den schon ein Kranz von kleinern Sternen schmückt. In ernster Stille, die der Weise liebt, Eilst Du mit rascherm Schritt der Heimath zu, Und schaffst in Deiner Brust Dir eine Welt! –