Im Mondenlichte Dem Andenken meines ältesten Bruders geweiht Der Abend dämmert, Berge rauchen, Aetherische Gestalten fliehn, Der hohen Wälder Gipfel tauchen In Lunens Glanz ihr dunkles Grün, Sie webt der Nacht den heil'gen Schleier, Ihr glüht auf der gestirnten Bahn Der kühne Adler und die Leyer, Der stolze königliche Schwan! Wie sanft umleuchtet nicht ihr Bogen Der stillen Schöpfung weites Reich; Sie malt des weiten Meeres Wogen, Und ruht auf sanft umgrüntem Teich, Sie stralet dir auf öder Haide, Begleitet dich durch Wald und Thal, Und glänzt beim trauten Fest der Freude Im goldnen schäumenden Pokal! Sie theilt mit dir der Liebe Schmerzen, Von Mitempfindung spricht ihr Blick, Beruhigt wunde bange Herzen Durch Hoffnung auf ein schön'res Glück; Sie steigt zu den gestirnten Kreisen Voll Majestät vom Wolkensaum, Streut Schlummer-Körner um den Weisen, Zum langen süssen Morgentraum! Sie wallt um die bemoosten Hügel Im trauernden Zypressenhain, Und windet traulich ihre Flügel Um Aschenkrug und Leichenstein; Dort, wo an Seelands weisser Küste Er ruht, mein Bruder und mein Freund, Umarmt sie hold die kalte Büste, Wenn weit entfernt mein Auge weint! Heb', Zephyr! schmeichelnder die Flügel, Wo an der fernen Schelde Strand Mein Albrecht, unterm Blumenhügel, Der Ruhe süssen Schlummer fand! Bald wird ein Tag uns froh vereinen, Schon seh' ich ihn verklärt und schön In Edens lichtumflossnen Hainen Mir sehnsuchtsvoll entgegen gehn!